Stadt Wien Podcast

Zack. Bumm. Legende (3/5): Franz Kafka vs. Thomas Maurer

Stadt Wien

Zack. Bumm. Legende! ist ein Experiment zwischen Spielshow, Bühnenkunst und Zeitreise. In jeder der insgesamt fünf Folgen lädt Host Hosea Ratschiller eine professionelle Spaßmacherin oder einen Meister des Humors zum Gespräch. Das Besondere ist, dass die Gäste live und unvorbereitet in die Rolle einer historischen Wiener Persönlichkeit schlüpfen. Welche Figur sie dabei verkörpern, erfahren sie erst in dem Moment, in dem es losgeht. Das Motto: Alles ist möglich. 

In der heutigen Folge erlebt ihr Kabarettist Thomas "der österreichische John Stewart"  Maurer in der Rolle von Franz Kafka, der Wien gar nicht mochte (Pech in der Liebe).

Zu Franz Kafka und Wien könnt ihr hier mehr lesen: https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Franz_Kafka

Thomas Maurer beschäftigt sich auch auf der Bühne mit Franz Kafka. Infos zu Maurer. Kafka. Komisch. gibt's unter https://thomasmaurer.at/

Danke an Hosea Ratschiller und Happy House Media.

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-Ich glaube nicht, dass die Bunte-Fotostrecke„Franz Kafka, das waren seine Frauen“, jetzt wirklich die meisten Klicks kriegen würde. Also das ist tatsächlich, glaube ich, nur von Interesse für Leute, die sich in irgendeiner Weise für den Autor oder für seine Texte interessieren.-Zack, bumm, Legende. Die Spiele-Show mit Hosea Ratschiller. Folgendes. Der Hosea trifft eine professionell lustige Person zum Gespräch. Sie schlüpft dafür in die Rolle einer historischen Wiener Persönlichkeit. Was diese lustige Person aber noch nicht weiß, und das ist das Allerärgste, welche Legende sie verkörpern wird. Glaubt's mir?-Habe ich Bildnisse aus Salzteig geformt?-Die Forschung ist noch nicht einig, was das betrifft. Aber ich glaube, nein.-Na also, gemma's an.-Herzlich willkommen. Dies ist eine Spiele-Show und ich bin der Hosea und wir haben heute einen sehr besonderen Gast. Es ist, ich möchte den Namen noch nicht sagen, sondern zuerst vielleicht kommt wer drauf. Er verbindet Recherche wie ein, ich möchte gar nicht sagen investigativer Journalist, sondern eher wie ein Geisteswissenschaftler von einer ähnlichen Tiefe mit dem Schmäh von jemandem, der auf einer Bretterbühne jeden Abend die bärtige Frau und den Jonglierenden ansagen muss. Ich würde sagen, er ist so etwas wie der John Stewart von Österreich. Meine Damen und Herren, herzlich willkommen, Thomas Maurer.-Außerdem rieche ich sehr gut.-Das kommt noch hinzu, aber davon haben wir jetzt im Radio, haben wir jetzt wenig davon. Aber wir können das hier genießen. Aber das wäre schon genug eigentlich für die kommende Stunde. Aber wir haben folgendes Spiel vor. Du wirst in die Rolle einer historischen Persönlichkeit schlüpfen, die in irgendeiner Form mit der Stadt Wien assoziiert wird. Und du weißt aber noch nicht, welche Person das sein wird. Und dann werden wir ein Gespräch miteinander führen, in dem es aber nicht darum geht, Faktenwissen abzutesten oder sowas, sondern vielleicht einfach die Person sich von innen anzuschauen.-Ja, ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich das alles verstanden habe, kann aber bestätigen, dass ich nicht weiß, welche Person ich sein werde.-Fange mir so an, Thomas Maurer..-Das ist aber auch. Wenn man öfter mal auf Tournee ist, ist das auch kein ganz unbekanntes Gefühl, wenn man in der Früh munter wird, an einen fremden Hotelplafond schaut und sich dann überlegt, wer bin i.-Lieber Thomas, was glaubst du, wer du bist? Ich schreibe das hier auf einen Zettel. Kennst du dieses Spiel, wo man sich einen Zettel. Magst du das? Du darfst. Es ist eine Spieleshow, das ist beinhart. Du darfst mit Ja oder Nein, also ich darf nur mit Ja oder Nein antworten und du kommst raus. Und ich.-Muss drauf kommen, wer ich bin.-Genau. Lieber Thomas Maurer.-Angesichts dessen, dass wir in einem Audiomedium arbeiten, stelle ich mir die Frage, wie sinnvoll es ist, dass ich einen entwürdigenden Zettel aufs Hirn kriege, denn jetzt keiner sieht.-Was die Leute auch nicht sehen, ist, dass ich auf einem Tennisschiedsrichterstuhl sitze, während der Thomas am Boden sitzt. Das ist alles psychologisch notwendig für das Gelingen des Vergnügens, das uns befreit.-Es ist ja ein bisschen unangenehm. Darf ich den Zettel abnehmen, ohne die...das Experiment zu gefährden? Ich möchte ihn eh nicht lesen, aber ich möchte ihn nicht am Hirn picken haben.-Wenn du nicht schaust.-Ich schließe die Augen, was sie glauben können oder nicht.-Es gab nie einen Zettel.-Ich bin eine Person, die irgendwas mit Wien zu tun hat.-Ja, mit Betonung auf irgendwas.-Behalte ich mein Geschlecht bei, zumindest meine Gender Identity?-Ja. -Okay. Mache ich irgendetwas von öffentlichem Interesse?-Ja. -Fällt das in den kulturellen Bereich?-Ja. -Bin ich Autor?-Ja. -Bin ich nur Autor?-Nein. -Autor und Vortragender oder Autor und Schauspieler?-Kann man weder mit Ja oder Nein beantragen.-Kann man nicht. Aha. Okay. Weil beides?-Nein, weil du müsstest die Fragen einzeln stellen.-Ach so. Okay. -Nein, wir müssen hier genau bleiben.-Ja, ja, ja. Oh Gott. Endlich sind die Kinder in dem Alter, wo sie selber Videospielen.-Ich bin schon ein stark. Ich bin schon ein bisschen ungehalten, weil du den Zettel abgelehnt hast.-Bin ich auch Schauspieler?-Nein. -Nein. Habe ich meine eigenen Texte vorgetragen?-Ja. -Habe ich in anderen künstlerischen Kategorien mich zumindest ausprobiert? Musik?-Nein.-Nein. Habe ich Bildnisse aus Salzteig geformt?-Die Forschung ist noch nicht einig, was das betrifft, aber ich glaube, nein.-Okay. Habe ich mich in der bildenden Kunst in irgendeiner Weise versucht?-Ja. -Okay. Habe ich mir eine lebensgroße Puppe einer Geliebten anfertigen lassen und mit ihr Unzucht getrieben? Dann wäre ich nämlich Oskar Kokoschka.-Nein. Nein, du bist nicht. Ich habe das gar nicht gewusst. Wirklich, wahr?-Ja, ja, die Alma Mahler. Alma Mahler Gropius Werfel.-Das weiß ich gar nicht. Die war eine Puppe?-Er hat eine. Ach so. Entschuldigung. Nachdem die offenbar auch physisch sehr aktiv betriebene Liaison geplatzt ist, hat er sich eine Alma von einem Puppenbauer bauen lassen. -Aus Salzteig?-Nein, aus Stoff. Also es gibt eine Rekonstruktion, die recht abtörnend ausschaut.-Du bist nicht -Ich bin nicht Oskar Kokoschka. Das war meine Frage. Ja, danke. Okay. Gemalt, geschrieben, gezeichnet.-Aber die Gewichtung zwischen. Schreiben und Zeichnen war ähnlich wie bei dir.-Also mehr geschrieben als gezeichnet.-Genau. Was wenige Leute wissen, Thomas Maurer ist ein ausgezeichneter Zeichner auch. -Vielen Dank. Allerdings ein bisschen aus der Übung. Also wenn der nicht insgesamt nur, glaube ich, sieben Tage in Wien verbracht hätte, wäre er jetzt auf den Kafka gekommen.-Er ist es. -Ah. Okay. Er hat auch Wien nicht gemocht.-Genau, aber er hat eine Freundin da gehabt.-Ja, aber. Hat er nur unter großen Widerständen ein einziges Mal hier getroffen.-Und zum Sterben ist er in die Nähe gekommen.-In Kierling, ja. Aber er hat gesagt, über Wien ist er hier. Ihm scheint, hier werden die Fröhlichen traurig und die Traurigen noch trauriger.-Ein schöner Beginn eigentlich. Du wirst nun Kafka sein.-Okay. -Das heißt, ich werde dich ansprechen als Franz Kafka für die nächsten drei Stunden. Für das Gespräch. Bist du zufrieden damit oder wärst du der lieber nicht? Weil du hast ja ein Programm. Kafka.-Einen Leseabend, ja. Genau.-Und ist dir das zu nah oder geht das? -Es geht. Also ich bin kein. Also ich weiß sicher ein bisschen mehr als üblich über ihn, aber ich bin kein Experte. Mal schauen.-Beste Voraussetzung. So, mit unserer Podcast-Maschine holen wir uns jetzt Franz Kafka aus ungefähr dem Jahr, würde ich sagen, 1900, dass er noch halbwegs gesund ist, 16, 17. Hierher ins Jahr 2025, Obacht. Und da ist er schon.-Und da kann ich schon sagen, der Franz Kafka würde nicht in ein Mikrofon sprechen, weil eine seiner Verlobten hat ihm berichtet, dass es eine frühe Diktiermaschine gab und das hat ihm einen derartig ekelerfüllten Schrecken eingejagt, dass es sowas geben könnte, weil er schon Briefe gespenstisch fand, in denen er nur mehr die blassen Abdrücke von wirklichem Leben wiederzufinden sind und dass die eigentlichen Dinge dagegen verloren gehen und dann nur mehr sozusagen eine Gespensterkommunikation stattfindet. Also praktisch hat er das Internet vorausgesehen und er hätte es nicht gemacht und er hätte ganz bestimmt nicht in eine Stimmaufzeichnungsmaschine hineinsprechen wollen.-Und hätte er von sich selber in der dritten Person gesprochen?-Achso, das auch noch. Nein, er hat es sehr gern. Also ich habe sehr gern nicht gesagt. Sehr häufig.-Franz Kafka geboren 1883 in Prag. Eine unfassbare Umbruchzeit. Was ist die erste Erinnerung?-Ich glaube die Baustellen, wie sie das alte jüdische Schtetl geschliffen und auch saniert haben.-Was war da los?-Ja, da ist viel weggekommen und neu gebaut worden. Es war ständig Lärm und Geräusch und das war fast so beunruhigend wie mein Vater.-Sie haben ja eine Unmenge von neuen Dingen kommen sehen. Also eben das Automobil, das Telefon, Röntgen, lauter so Dinge. Ich möchte aber davor noch ganz kurz in diesem Privaten bleiben. Sie waren ein Schüler aus einer, eigentlich aus einer Minderheit in Prag, also aus der deutschsprachigen Minderheit.-Ja, wobei wir sozusagen, wir Pragerdeutschen, die Pragerdeutschen Juden natürlich noch eine spezielle Untergruppe, aber die Pragerdeutschen per se sind ziemlich unter sich geblieben. Und man hat sich. sozusagen subjektiv nicht wirklich als eine Minderheit gefühlt, weil der Großteil des Alltagsverkehrs auf Deutsch erledigbar war. Natürlich habe ich auch das Tschechische einigermaßen beherrscht, aber doch nicht so, dass ich zum Beispiel die Übertragung meiner Werke ins Tschechische selbst vorgenommen hätte. Das war dann Milena Jesenska.-War das immer klar, dass Sie auf Deutsch schreiben und nicht auf Tschechisch?-Das war von Beginn an klar, denke ich, ja.-Wo du gesagt hast, Thomas, jetzt bin ich der Kafka, hast du da überlegt, wie der klingt?-Nein, ich glaube, das wäre dann, das wäre dann überhaupt wahnsinnig. Also erstens hat er wahrscheinlich Pragerdeutsch gesprochen, also ein etwas überprononciertes R. Und ich glaube, in der Färbung eher so ein bisschen, wie man es, das ist ein bisschen altjüdische, wienerisch, wobei er gleichzeitig sicher sehr hochsprachlich war, weil er literaturorientiert war. Aber über seine Stimme, glaube ich, wissen wir nichts. Er war recht groß und recht dünn. Das lässt alles zu.-Warum überhaupt schreiben?-Um das Pathos kommt man hier nicht herum. Das Schreiben war für mich ein selbstverständliches Stoffwechselvorgang, eine Notwendigkeit wie Atmen, Essen, Verdauen.-Es gibt ja Leute, die sagen, sie seien ein Sozialist gewesen, zumindest als junger Mann. Was ist da dran?-Ja, man hat mich vieles genannt. Ich habe mich auch mit meinem jüdischen Erbe beschäftigt, aber ich, um zu einer verfestigten Weltanschauung im engeren Sinne, die sich in ideologischen Parametern beschreiben lässt, habe ich mich, glaube ich, nicht hinreißen lassen.-Und jetzt muss man sich vorstellen, da ist ein Typ. Der ist in Prag und arbeitet jeden Tag sehr diszipliniert, interessiert sich auch sehr für seine Arbeit.-Jein. -Also fühlt sich nicht wohl dabei, aber versucht, sie sehr gut zu machen und dann geht er heim und schreibt.-So ist es gewesen.-Ohne Auftrag.-Ja, ich hatte, und deswegen ist mir diese ganze Situation auch sehr unangenehm, ich hatte immer eher den Wunsch, zu verschwinden als zu glänzen. Ich kann mich erinnern, dass Max Brod, mein bester Freund, damals auch ein sehr, sehr erfolgreicher Schriftsteller, hat, selbstverständlich hinter meinem Rücken. Die Verwandlung an die damals einflussreichste deutschsprachige Literaturzeitschrift geschickt. Und der Chefredakteur dieser Zeitung war damals Robert Musil und der hat dann zu meinem Entsetzen angekündigt, erstmals in der Geschichte dieser Zeitschrift eine Sondernummer, drucken zu wollen, die ausschließlich meine bescheidene kleine Novelle enthalten hätte. Dazu ist es dann aber nicht gekommen, denn der Erste Weltkrieg ist ausgebrochen und Robert Musil ist als Offizier der Reserve eingezogen worden. Dann sein Nachfolger wollte die Verwandlung nur in einer gekürzten Fassung abdrucken, was es mir ermöglicht hat, das abzulehnen und den Text später in einem recht obskuren Verlag ohne weitere öffentliche Wahrnehmung publik zu machen.-Ich glaube man liest immer wieder, dass sie in so Schüben geschrieben haben, also dass sie sozusagen unglaublich kreative Phasen abgelöst wurden von Trockenheit sozusagen und langen Wegen durch die Wüste. Und ich frage mich jetzt, wenn der Vater hat ein Geschäft und man studiert Jus und dann eigentlich einen hoch angesehenen Beruf, gab es diesen Moment, wo sie ihrem Vater gegenüber gesessen sind und gesagt haben? Ja. Ich bin ein Schriftsteller.-Ich kann mich nicht erinnern und ich glaube nicht, dass er es ernst genommen hätte, hätte ich es gesagt.-Wo wir über seinen Vater gesprochen haben, wie hast du dich dabei gefühlt als jemand, der selber auch einen Vater hat?-Ja, also ich, diese, dieses Problem, also dass der Kafka mit dem Seinen hatte, hatte ich nie. Also ich habe auch eine durchaus sehr kontrastfreudige Pubertät durchlebt, aber dieses lebenslange Menetekel, das da über ihm gehangen ist, in Gestalt dieses Mannes, das ist mir Gott sei Dank ein bisschen fremd, also das kenne ich aus dem Text, aber das muss ich nicht nachfühlen.-Sie schreiben ja auch Texte, wo... Die Metapher ist nicht ihres, sozusagen. Also es ist alles sehr konkret.-Ich habe dann festgestellt, dass vieles davon metaphorisch interpretiert wurde und auch für verschiedenste vorgeformte Weltanschauungen nutzbar zu machen versucht wurde. Ich selbst hatte an vielen Dingen einfach auch mein Vergnügen und deswegen war es mir auch immer eine Freude, meine Freunde vor allem in meinem kleinen literarischen Zirkel da in Prag beim Vortrag meiner Texte durchaus auch zum Lachen hinzureißen und besonders gerne zu Lachsalven.-Na gut, Freundeskreis. Das waren vier Herren, Max Brod und noch zwei andere. Einer hieß, glaube ich, Baum und dann noch einer?-Es ist lang her.-Ich habe es in meinen Unterlagen. Genau. Herr Welch und Herr Baum und Herr Brod. Und Sie. Was war da mit euch?-Ich denke, wir waren einfach eine, zunächst Mal eine fröhliche Jungmännerrunde, die in Lokale gegangen ist, Bootspartien oder gemeinsame Bordellbesuche unternommen hat und die durch ein gemeinsames Interesse am literarischen Schreiben auch verbunden war.-Und dann ist man in so einem Freundeskreis und dann heiratet einer nach dem anderen von denen. Und Sie aber nicht.-Ich war immerhin regelmäßig verlobt.-Dann haben wir gesprochen, dass er so oft verlobt war und die Frauengeschichten und so weiter. Findest du das wie Tratschen, wenn man über die Frauengeschichten von wem anderen spricht?-Natürlich ist es das, aber natürlich interessiert es einen bei Leuten, die einen interessieren. Also wen die Kim Kardashian gerade budert, ist mir völlig wurscht und ich weiß es auch nicht.-Wirklich?-Ich weiß es nicht, nein.-Aber hast du überhaupt keinen Interesse?-Ich weiß, dass sie irgendwann einmal mit Kanye West liiert war. Und der die Trennung so schlecht verwunden hat, dass er jetzt überall mit dieser nackten Roboterfrau auftaucht.-Das ist aber schon sehr tief in der Materie.-Das sind Dinge. Die zu wissen ich mir nicht ausgesucht habe.-Aber glaubst du, ist das Interesse dann, mit wem war der Kafka zusammen und wie war sein Sexleben und so weiter, ist das so ein Gala und Bunte Interesse oder denkt man da wirklich an seine Texte, wenn man sich dafür interessiert?-Also ich glaube nicht, dass die Bunte-Fotostrecke„Franz Kafka, das waren seine Frauen“, jetzt wirklich die meisten Klicks kriegert. Also das ist tatsächlich, glaube ich, nur von Interesse für Leute, die sich in irgendeiner Weise für den Autor oder für seine Texte interessieren.-Aber eben dann nicht heiraten, wieso nicht?-Es war sicher die Sorge, nicht beides erleben zu können. Wenn schon nicht bewusst, dann sicher im Hintergrund. Also einer Lebensliebe zugewandtes Leben und gleichzeitig das eigene Leben in Literatur zu verwandeln, das ist mir sehr lange nicht als nebeneinander möglich erschienen. Und aus der Distanz kann ich sagen, dass ich sicher eine gewisse, mag sein natürliche, mag sein erworbene Neigung zur Selbstkasteiung und auch Selbstmissachtung hatte.-Das haben wir noch gar nicht besprochen. Sie waren ja auch begeistert von der Lebensreformbewegung, so FKK und Reformpädagogik.-FKK hat mich unmittelbar weniger begeistert. Das war natürlich, also ich hatte mindestens einen Aufenthalt in einer Reformkuranstalt, wo man die Nacktkörperkultur gepflogen hat, war aber da zunächst scheu, unter anderem, weil natürlich auch diese Reformbewegungen relativ stark deutschnational durchsetzt waren. Und ich, um jetzt nicht unsubtil zu werden, in unbekleidetem Zustand natürlich als Angehöriger der mosaischen Religion erkennbar wurde. Aber ich habe mich also lebenslang auch sehr intensiv eben mit den Fragen der richtigen Gesundheit, ich hatte immer eine sehr, sehr anfällige Verdauung, habe sehr viele Speisen nicht vertragen, vieles davon wurde mir aus Hysterie ausgelegt, möglicherweise hatte ich aber auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten, die man erst heute diagnostizieren kann. Es war jedenfalls etwas, wo ich vielleicht aus der Distanz auch sag, dass die Beschäftigung damit ein wenig obsessiv war.-Und das war ja auch gar nicht üblich damals zum Beispiel, dass man Gymnastik macht und solche Dinge.-Es war nicht völlig unüblich, aber es war eher, wurde vielleicht, man hätte das eher militärischen Kreisen zugeordnet, also, oder der erwähnte Robert Musil war lebenslang ein entschiedener Anhänger einer scharfen Leibesertüchtigung, aber in Literatenkreisen war es tatsächlich eher unüblich.-Das ist auch nicht das Erste, was einem in den Kopf kommt, wenn man an Kafka denkt oder das, wenn der in der Früh aufsteht, dass der Kniebeugen macht.-Ich habe gemüllert, also eine Fitnessmethode oder Körperdüchtigungsmethode, die nach einem dänischen Offizier dieses Namens benannt war. Ich habe mich auch mit dem Fletcherismus beschäftigt. Das ist eine Ernährungsoptimierungsmethode, benannt nach einem amerikanischen Ernährungsreformer namens Horace Fletcher, die vorsieht, also für Laien oder für Neuankömmlinge, dass jeder Bissen, weil die Verdauung im Mund beginnt, was sich dann durchaus mit der heutigen Forschung deckt, also dass man jeden Bissen zumindest 50 Mal kaut, fortgeschrittene allerdings bis zu 200 oder 300 Mal.-Können Sie sich vorstellen, dass Sie auf dem Gebiet einen missionarischen Eifer entwickeln hätten können und dass Sie heute so Gesundheitsinfluencer wären vielleicht?-Versuchen Sie mich gerade vorsätzlich zu insultieren oder haben Sie sich einfach die Höflichkeitsmaßgaben in den letzten Jahren so verändert.-Du hast dich gut ausgekannt bei dem Thema FKK und Lebensreformbewegung.-Ja, das kommt in meinem Abend vor. Also ich war jetzt wirklich ganz gut, also besser als bei vielen anderen Literaten, die ich schätze, weil ich jetzt beim Kafka natürlich besser präpariert war. Das war im Jahr ungefähr, habe ich Premiere gehabt und ich habe das seither öfter gespielt und vieles von dem, worüber wir gesprochen haben ist Teil des Abends und ich habe mich im halben Jahr, Jahr davor, also deutlich mehr mit Kafka nochmal beschäftigt als in meinem Leben davor. Das ist alles noch relativ frisch, dadurch konnte ich halbwegs den Slalom bewältigen, ohne allzu sehr einzufadeln oder allzu oft.-Echt? Und da gibt es Aufzeichnungen von seinen Erlebnissen in der Lebensreformbewegung?-Ja, ja, die Briefe, Tagebücher, Tagebucheinträge, das sind Briefe wieder. Die sind auch tatsächlich sehr komisch und teilweise wirklich auf Pointe formuliert, ja.-Wie ist das jetzt? K Punkt. Sind das Sie oder wer ist das?-Ich denke, das ist eine Frage, die in dieser Subtilität eher in Unterstufengymnasien gestellt werden.-Genau da wollen wir hin. Genau da wollen wir hin. Also man assoziiert mit Kafka, dass er aufwacht und er ist ein Insekt.-Ist mir persönlich nicht widerfahren. Ja. Aber ich weiß, worauf Sie ansprechen.-Ich will natürlich auf etwas hinaus mit der Frage, weil jetzt haben wir diese große Debatte über KI.-Also selbstverständlich möchte ich auch noch korrigieren, dass es in der Verwandlung, die handelnde Figur Gregor Samsa heißt. Ja.-Wie blicken Sie als schon lang Verstorbener auf sowas wie künstliche Intelligenz?-Mit großer Gelassenheit, das ist einer der Vorteile des lange Verstorbenseins.-Und wie würden Sie das beschreiben? Was ist eine Seele?-Vielleicht das, dessen man sich sicher ist, wenn man alles abzieht, was äußeres Wirken ist.-Stimmt das, dass Sie sich mit Religion auseinandergesetzt haben?-Ich habe mich mit dem jüdischen Erbe und auch mit der jüdischen Sprache recht intensiv durchaus zum Missfallen meiner assimilierten Familie beschäftigt. Das hat allerdings meine assimilierte Familie nicht vom Holocaust bewahrt. Es sind praktisch alle Verwandten ermordet worden.-Sie sind ein großer Star, wahrscheinlich der größte Literaturstar unter den verstorbenen Literaten. Also es gibt niemanden, der auf TikTok und Instagram und so weiter so populär ist wie Sie. Worauf führen Sie das zurück?-Möglicherweise liegt es daran. Dass ich nie Interesse daran hatte, mich mit meiner Zeit unmittelbar auseinanderzusetzen. Vielleicht hat das dazu geführt, dass eine gewisse Zeitlosigkeit dem eigen ist, was ich geschrieben habe.-Und Sie waren auch ein wütender Verfechter dessen, dass eine Generation ein Recht hat, darauf Vorlieben und Wünsche und ein tatsächliches Existieren zu haben, das über die Umstände hinausgeht.-Ich denke, das ist ein Wunsch der in jeder Generation vorhanden ist.-Was sagen Sie jungen Leuten heute? Haben Sie irgendeinen Wunsch an die oder irgendeine Empfehlung oder sowas?-Es würde mich freuen, wenn Sie beim Verschlingen dieser enormen Portionen weniger unangenehme Geräusche machen.-Also wir sprechen noch darüber. Wir müssen noch über etwas sprechen. Und zwar. In Deutschland vor allem ist Kafka der dunkle Fürst der Literatur. Kann man sagen und und in überall sonst aber nicht.-Überall sonst vielleicht nicht. Aber in Deutschland ganz besonders nicht.-So was übersehen wir, was die anderen sehen?-Ich sage, wenn man zum Beispiel sich einen Text wie die Verwandlung anschaut, wo jemand in der Früh in ein Insekt verwandelt erwacht. Und der erste Gedanke dieser Person angesichts dieser alles veränderten, schrecklichen, schrecklichen Verwandlung, der ist, dass er jetzt den Zug verpassen wird und zu spät in die Arbeit kommt. Spätestens da könnte man stutzig werden.-Das ist Loriot eigentlich, oder?-Der hat, glaube ich, nach mir gelebt. Aber es ist schön, dass sehen da ist vorfinden.-Wie kann man sich das vorstellen? Angeblich dieser Freundeskreis in Prag, diese vier Herren, die sind durch die Gegend gezogen und in der Nacht dann irgendwo auf der Straße. Haben Sie sich das gegenseitig Texte vorgelesen? Und kann man sich das so vorstellen, dass einer sagt, „Herst, stell dir vor, an wacht auf und ist ein Käfer“, waren Drogen im Spiel?-Es wurde getrunken. Ich persönlich habe den Alkohol aber nie besonders vertragen. Es hat dann auch in einem Brief an Brod hat Milena Jesenska geschrieben über mich. Ich sei zum Lügen ebenso unfähig, wie ich unfähig bin, mich zu betrinken. Und ich fürchte, da hat sie einen Punkt.-Wir sind zu einer Stelle gekommen, wo die Milena sagt, er war nicht geeignet für Alkoholkonsum.-Ich weiß nicht, ob das sonst noch wo beschrieben ist, aber diese Zeile steht so da. Er ist absolut unfähig zu lügen, genauso wie er unfähig ist, sich zu betrinken.-Glaubst du, dass das eine gute Voraussetzung ist für einen Künstler?-Also, da müsst ich jetzt lügen.-Welche Fähigkeit braucht man, um sich gut betrinken zu können?-Verträglichkeit, eine robuste Physis und wahrscheinlich eine robuste Psyche. Beides habe ich nicht mitgebracht.-Lieber Franz Kafka, wie ist es bei Ihnen ums Englisch bestellt?-Kaum. -Kaum? Wordrap? Was glauben Sie, worum handelt es sich bei einem Wordrap?-Ich gehe zuversichtlich davon aus, dass Sie mir das auf Deutsch erklären werden.-Ich werde Ihnen verschiedene kurze Fragen stellen und bitte um eine möglichst kurze Antwort darauf. Und die erste Frage ist, mein Lieblingsessen ist?-Das beste Essen ist eine Zitrone, kann ich mich selbst zitieren.-In meiner Reisetasche darf nicht fehlen?-Magenberuhigende Medikamente, verdauungsfördernde Medikamente und eventuell ein wenig Lektüre.-Für ein gutes Leben braucht man?-Wer es weiß, bekommt einen Taler, wie man im Märchen sagt.-Wenn ich eine Zeitmaschine hätte, würde ich?-Kann ich diese Zeitmaschine dazu nützen, ganze geschichtliche Perioden zu löschen?-Sie können sich nur dorthin bewegen.-Dann vielleicht in eine Zeit vor meiner Geburt.-Wie weit zurück?-Ich denke mir ist alles recht, wo ich nicht von der eigenen Existenz verhelligt werde.-Würden Sie in eine Zeit zurückreisen? In der es noch keine Literatur gab?-Ich glaube es gab immer Literatur. Es gab vielleicht keine Papierseiten, auf denen sie festgehalten wurde.-Wie hat die Literatur ausgesehen, bevor jemand was aufgeschrieben hat?-Ich denke, dass die Ilias und die Odyssee eine erste Idee davon geben, wie sie zumindest in unserem Breiten ausgesehen haben könnte.-Ist Ihnen das nahe, Mythen?-Was ist einem schon nahe?-Mein seltsamster Traum war?-Ich habe tatsächlich mehrfach davon geträumt, mir völlig unzuträgliche Speisen in großen Mengen einverleiben zu können.-Was zum Beispiel?-Große fette, geselchte Fleischbrocken zum Beispiel.-Und was ist dann, wenn man die isst?-In meinem Traum hab ich das wunderbar vertragen.-Dürfen meine Eltern nie erfahren.-Dass ich immer so Sachen schreibe.-Mein peinlichster Moment war?-Der zwischen Geburt und Ableben.-Mein guilty pleasure ist?-Könnten Sie das bitte übersetzen?-Lieber Thomas, vielen Dank. Du bist erlöst. Du warst Franz Kafka Nun bist du wieder Thomas Maurer. Was bist du lieber?-Es ist deutlich. Ich sage nicht, dass es nicht anstrengend ist, ich zu sein. Aber jetzt sich anzumaßen als jemand zu sprechen, der sehr opaque in vielerlei Hinsicht ist und außerdem in einer völlig eigenen Liga als Künstler spielt, das ist auf Dauer schon echt anstrengend.-Echt? Aber hattest du das Gefühl, das ist eine Grenzüberschreitung?-Eigentlich ja. Also ich finde, gerade. Kafka ist einer, wo man wirklich beim Reininterpretieren, wahnsinnig aufpassen muss, glaube ich. Also ich finde, man kann ihn durchaus mit ein wenig freundlichem Spott konsumieren, aber sich anzumaßen, zu sagen, wie war das gemeint, das hätte ich in einem anderen Kontext nicht gemacht.-Ich hoffe, es war nicht zu unangenehm. Ich habe das gar nicht so am Schirm gehabt, dass das quasi so eine Grenzüberschreitung sein könnte, dass man sich reinbegibt in den. Ich habe gedacht, das ist einfach ein Spiel.-Ja, es hat ein bisschen mit einem Respekt vor einer Ausnahmefigur zu tun, ja.-Ich habe großen Respekt vor der Ausnahmefigur Thomas Maurer. Oh. Ich möchte mich sehr, sehr bedanken. Vielen Dank für die viele Zeit. Gehen Sie auf thomasmaurer.at und hoffen Sie, dass bald ein Termin in Ihrer Nähe stattfindet von Maurer Kafka komisch. Du bekommst jetzt noch..-Die legendäre Gedenkdose wenn ich assistieren darf-Die bekommst du, ja. Und? Und ich darf sie dir hiermit überreichen. Und da ist eine Botschaft drin.-Da ist was drin. Moment. Das ist ein Brief, von dem wir schon in den privaten Schriftstücken von Franz Kafka rumgestochert haben. Werde ich das nicht mit dem Briefwechsel Hosea Ratschillers auch tun. Ich breite den samtenen Mantel des Schweigens über die legendäre Dose.-Lieber Thomas, vielen, vielen Dank.-Weitere Infos zu unserem heutigen Gast und unserer historischen Persönlichkeit findet ihr in der Folgenbeschreibung. Und wenn euch diese Episode gefallen hat, dann abonniert uns auf der Podcast-Plattform eures Vertrauens und folgt uns auf unseren Social-Media-Kanälen. Küss die Hand und bis zum nächsten Mal. Dieser Podcast ist eine Produktion von Happy House Media und entsteht im Auftrag der Stadt Wien.

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