Stadt Wien Podcast

Filter, Filler, Folgen (3/4) - „Und wenn was schiefgeht?!“

Stadt Wien Season 19 Episode 3

Was tun, wenn eine Schönheitsoperation nicht wie geplant verläuft? In Folge 3 sprechen wir über Komplikationen, über Scham, Schmerz – und über den Mut, sich Hilfe zu holen.

Wie geht man mit den Folgen einer missglückten OP um? Welche rechtlichen Möglichkeiten gibt es? Und warum ist eine gute Aufklärung vor dem Eingriff so wichtig?

Gesprächspartnerinnen dieser Folge:

  • Dr. Helga Willinger, Juristin bei der Wiener Patient:innenanwaltschaft
  • Dr. Veith Moser, Schönheitschirurg & Gerichtssachverständiger
  • Daniela Thurner & Alexandra Münch-Beurle, Programm für Frauengesundheit der Stadt Wien
  • Clara Abpurg, Anwältin für Medizin- und Strafrecht

Weitere Infos: wien.gv.at/schoenheitseingriffe 

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-Entstellungen, Schwellungen, Asymmetrien, Entzündungen, allergischer Schock.-In meiner gutachterlichen Tätigkeit erlebe ich das alle drei, vier Jahre, dass durch unsachgemäße Operationen und nicht-lege-artis-Eingriffe, weil man an der falschen Stelle spart, Patienten das mit ihrem Leben bezahlen.-Ich glaube, wenn Menschen rumlaufen mit einer Verunstaltung verursacht durch eine Schönheitsoperation, die vielleicht wieder rückgängig gemacht werden kann, ist das ja für einen selbst gar nicht bezahlbar, weil man läuft einfach mit diesem Gesicht oder mit dieser Verunstaltung ein paar Monate herum. Das ist schrecklich.-Hallo, was ist, wenn es nicht so läuft wie in der Insta-Story von der Influencerin, wenn bei einer Schönheits-OP etwas schief geht? Wenn du dich schämst, wenn du Schmerzen hast und nicht weißt, wohin. Wo bekommst du Hilfe und was solltest du besser vorher wissen? Ich bin Barbara Kaufmann und das ist Filter, Filler, Folgen, ein Podcast der Stadt Wien. Folge 3. Und wenn was schief geht? Wie viele Schönheits-OPs in Österreich wirklich schief laufen, weiß niemand genau. Offizielle Statistiken dazu gibt's nicht. Aber Fachleute in Deutschland schätzen, bei jeder fünften OP kommt es zu Komplikationen. Das kann ganz harmlos sein, Schwellungen, Narben, aber auch ziemlich ernst. Infektionen, Nervenschäden, im schlimmsten Fall droht Lebensgefahr. Und viele melden es nicht einmal. Die Dunkelziffer ist hoch. Einen kleinen Ausschnitt davon sieht die Wiener Patient*Innen-Anwaltschaft. Dort arbeitet die Juristin Helga Willinger.-Das ist bei uns bei den Zahlen relativ konstant, muss ich sagen. Also wir haben so pro Jahr zwischen 20 und 30 Beschwerdefälle. Man muss natürlich dazu sagen, dass wir nicht bei Gericht eben tätig sind. Das heißt, sollte jemand gerichtlich vorgehen, dann sind diese Zahlen natürlich bei uns nicht erfasst.-20 bis 30 Fälle im Jahr und das sind nur die, die sich trauen. Viele schweigen. Aus Angst oder aus Scham. Und manchmal passieren wirklich heftige Fehler.-Ja, es gibt viele Möglichkeiten, die da sein können, wo es nicht so optimal verläuft. Also es können zum Beispiel Infektionen auftreten, Wundheilungsstörungen. Es kann notwendig sein, dass man noch einmal operieren muss. Es kann zum Beispiel, wenn man sich ein Brustimplantat einsetzen lässt, das noch einmal erneuert werden müssen. Wir haben auch schon Fälle gehabt, wo das Implantat geplatzt ist. Wir haben auch ganz massive Fälle schon gehabt, wo es bei solchen kosmetischen Eingriffen auch zu tödlichen Verläufen gekommen ist. Also aufgrund der Narkose ein Zwischenfall war. Das heißt nicht immer, dass das ein Behandlungsfehler war, aber es gibt, jeder Eingriff hat ein Risiko und dessen muss man sich bewusst sein, bevor man sich dazu entschließt. Also es gibt viele, viele Komplikationen oder auch, dass die zum Beispiel bei Brustkorrekturen, dass die dann nicht symmetrisch sitzen oder dass die Brustwarzen unterschiedliche Höhen haben. All das kommt vor.-Von geplatzten Implantaten bis zu tödlichen Zwischenfällen. Eingriffe an einem gesunden Körper sind leider nie ganz ohne Risiko. Und wenn dann etwas schief geht, dann wird es richtig hart, auch emotional.-Das ist schon schwer genug, das irgendwie sozusagen im Geheimen zu machen, weil das ja auch mit ein paar Tagen Krankenstand verbunden ist oder mit äußerlichen Beeinträchtigungen. Man denke nur an eine Lidkorrektur, wo man dann blaue Flecken rund ums Auge sieht und zwar einige Zeit lang. Und wenn dann noch dazu etwas schief gegangen ist, ist es natürlich umso unangenehmer. Ich kann nur sagen, wenn man sich an die Patient*innenanwaltschaft wendet, dann wird das natürlich ganz vertraulich behandelt. Ich führe da immer auch zuerst einmal ein Gespräch mit den Patient*innen. Das kann, je nachdem wie man es haben will, per Telefon oder persönlich sein oder man versucht das einmal per Mail zu klären. Und dann kann sich die Patientin in Ruhe entscheiden, ob sie das weiter verfolgen will, ob sie rechtliche Schritte machen will oder nicht. Aber es macht auf jeden Fall Sinn, mal eine Beschwerdestelle wie die Unzeuge zu kontaktieren.-Irgendwie ist das mit dem Schämen ja verständlich, weil wer erzählt schon gerne, dass die OP schief gelaufen ist oder will dauernd erklären, warum man rote oder blaue Flecken im Gesicht hat oder Narben. Aber genau deshalb gibt es die Patient*innenanwaltschaft. Dort kannst du dich melden. Ganz anonym, wenn du willst, ganz ohne Druck. Daniela Thurner arbeitet beim Programm für Frauengesundheit der Stadt Wien. Du kennst sie ja schon aus den vorigen Folgen. Für die Kampagne zu Schönheits-OPs hat sie viele Gespräche geführt, recherchiert, Fälle gehört. Sie weiß, was dabei alles schieflaufen kann, körperlich und psychisch.-Entstellungen, Schwellungen, Asymmetrien, Entzündungen, allergischer Schock, Schlaganfälle. Der Fehler könnte wandern. Also man schaut Entstellungen. Das sind alles Dinge, die auch körperliche Nebenwirkungen haben und die natürlich auch Schmerzen beinhalten können. Und quasi andere Eingriffe nach sich ziehen können, die auch wieder ein Risiko darstellen, die auch wieder mit Schmerzen verbunden sind und auch natürlich wieder mit Kosten verbunden sind. Kosten, die aber manchmal in diesen Aufklärungsgesprächen nicht ordentlich abgehandelt werden.-Schwellungen, Lähmungen, Entzündungen, Folge-OPs. Schmerzen, neue Kosten. Oft wissen Patient*innen gar nicht, was auf sie zukommen kann. Dabei ist eine ausführliche ärztliche Aufklärung vor dem Eingriff gesetzlich verpflichtend. Du hast ein Recht darauf, alle Risiken, Nebenwirkungen und Alternativen erklärt zu bekommen. Und zwar in einer Sprache, die du verstehst. Das ist Alexandra Münch-Beuerle, der Kollegin von Daniela Thurner, wichtig. Und du darfst so viele Fragen stellen, wie du brauchst. Bis du alles wirklich verstanden hast.-Unser Wunsch ist, dass Frauen wissen, ja, ein medizinischer Eingriff in einen gesunden Körper und nichts anderes ist eine Schönheitsoperation oder eine Injektion von irgendwelchen Materialien ist immer mit einem Risiko verbunden. Und dass man da auch wirklich bewusst hinschaut und nicht die Augen zumacht.-Clara Abpurg ist Anwältin in Wien, spezialisiert auf Straf- und Medizinrecht. Sie hat schon viele Betroffene vertreten, bei denen Schönheitseingriffe schiefgelaufen sind. Und sie weiß sehr gut, wie sich das für die Betroffenen anfühlt.-Sehr belastend. Also ich merke oft, es ist wirklich sehr belastend. Ich hatte auch eine Mandantin, die hat sich einmal für eine Busenvergrößerung entschieden. Und das war auch nicht bei einem Hinterhofarzt oder sonst irgendwas, bei einem bekannten Arzt. Und der hat vergessen, sie komplett zuzunähen. Und das hat eine Entzündung verursacht. Das Silikon musste entfernt werden und in der Zwischenzeit hatte sich die Haut gedehnt durch das Silikon. Und das musste dann wieder verheilen und erst dann konnte man das Silikon wieder einsetzen. Und die musste ein paar Monate mit dieser ausgeleierten Haut herumlaufen. Also ich möchte nicht sagen, kein Geld der Welt gibt mir das wieder zurück. Ich meine, man hat jetzt nicht Gott sei Dank sein Leben gelassen oder irgendetwas. Aber es ist schon sehr belastend.-Einer ihrer Fälle war besonders aufsehenerregend. Eine Frau ist nach einer misslungenen OP mit sehr starken Schmerzen zu ihr gekommen. Und ihr Gesicht war massiv verändert. Ihr Fall ging durch alle Medien und ist immer noch bei der Staatsanwaltschaft, weil es da auch um Betrug geht und um vieles mehr. Und er zeigt, was passieren kann, wenn es keine Kontrolle gibt und keine Verantwortung.-Sie wollte eine Hyaluron-Behandlung haben und es war dann geschwollen und gelähmt. Und es hat sich dann herausgestellt, dass scheinbar bei ihr Botox verwendet wurde, aber in einem extremen Ausmaß, also viel zu viel. Und noch dazu von Nichtärzten. Also darauf sind wir danach erst drauf gekommen, also im Zuge unserer Recherchen. Und das Ganze wurde ja dann erst richtig groß und wir haben dann erst gesehen, wie riesig das eigentlich ist. Und ja, derzeit läuft meines Wissens, weil ich habe erst kürzlich wieder nachgeschaut, das Ermittlungsverfahren bei der STA immer noch.-Nicht nur die starken Schmerzen waren für ihre Mandantin schlimm, auch, dass sie jeden Tag mit den sichtbaren Folgen der misslungenen OP herumlaufen musste.-Ihr ging es gar nicht gut. Ihr ging es überhaupt nicht gut. Also sie fühlte sich verunstaltet. Sie ist noch dazu in einem Dienstleistungsbereich tätig, wo sie selber Dienstleistungen auch im, sagen wir, kosmetischen Bereich an Kunden erbringt. Und sie konnte teilweise nur eingeschränkt arbeiten, beziehungsweise musste sie sich erklären und das ist wahnsinnig unangenehm. Und sie hat sich, ich glaube, sie hat sich auch furchtbar geschämt. Ich meine, es ist nicht leicht, glaube ich, zu sagen, ich habe etwas Kosmetisches an mir machen lassen und dann auch noch zu sagen, so, und es ist schiefgelaufen.-Und es sind nicht nur die günstigen Angebote, die gefährlich sind.-Die Mandantin hat nicht wenig Geld gezahlt. Also wissen Sie, normalerweise, wenn man sich zum Beispiel, zum Beispiel so Pfusch am Bau anschaut oder irgend so etwas, dann denkt man sich, naja, kein Wunder, wenn du es dir den billigsten aussuchst, kann es ja vielleicht einmal sein, dass es ein Pfusch wird. Das war nicht wenig, was sie gezahlt hat. Die Behandlung war, wir haben dann einen Schönheitschirurgen, einen echten Schönheitschirurgen gefragt um seine Meinung. Der hat auch einen Befund gemacht, der hat die Mandantin untersucht und er hat vor allem gesagt, was er verlangt hätte. Und das wäre tatsächlich um ein Drittel weniger gewesen. Und das ist ein sehr angesehener Schönheitschirurgen, in Wien.-Deshalb, lass dich gut beraten. Das kann vieles verhindern. Dazu rät auch die Anwältin.-Ja, ich würde mir jedenfalls eine zweite oder eine dritte Meinung einholen. Jedenfalls. Und ich glaube, wenn man sich zu so einem Schritt entschließt, sollte man tatsächlich nicht aufs Geld schauen. Das ist vielleicht eine harte Ansage, aber ich glaube, was man zahlt, man zahlt dann nicht nur einen Namen, sondern man zahlt da auch eine gewisse Expertise, ein Können, eine Versorgung, auch eine Nachversorgung. Wenn nämlich etwas schiefläuft, dann zahlt man auch eine ganz andere Nachversorgung damit.-Schönheits-OPs können schiefgehen. Und sie tun es auch. Wenn es dir passiert ist, es gibt Menschen, die dir helfen können. In der nächsten Folge reden wir darüber, was du tun kannst, statt zu Spritze oder zum Skalpett. Wie fühlst du dich schön ohne OP? Filter, Fehler, Folgen. Ein Podcast der Stadt Wien.

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