Stadt Wien Podcast

Filter, Filler, Folgen (2/4) - „Billig, schnell, gefährlich? – SchönheitsOPs zum Aktionspreis“

Stadt Wien Season 19 Episode 2

In der zweiten Folge von „Filter, Filler, Folgen“ schauen wir uns an, was hinter den vermeintlich günstigen Beauty-OP-Angeboten auf Social Media steckt. Wie gefährlich sind Eingriffe durch nicht qualifiziertes Personal? Warum kann eine scheinbar harmlose Lippenunterspritzung lebensbedrohlich werden?

Wir sprechen über rechtliche Grauzonen, fehlende Aufklärung – und wie man seriöse Angebote von riskanten unterscheidet.

Gesprächspartner*innen dieser Folge:

  • Dr. Veith Moser, Schönheitschirurg & Gerichtssachverständiger
  • Dr. Helga Willinger, Wiener Patient:innenanwaltschaft
  • Daniela Thurner & Alexandra Münch-Beurle, Programm für Frauengesundheit der Stadt Wien

Weitere Infos: wien.gv.at/schoenheitseingriffe 

Hier geht's zu Folge 1 der Serie.


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-Es gibt keine Hygienestandards, es gibt keine Anästhesiestandards, es gibt keine chirurgischen Standards. Die Instrumente, die man verwendet, sind nicht sterilisiert.-Ich glaube, wenn man sich zu so einem Schritt entschließt, sollte man tatsächlich nicht aufs Geld schauen. Also da ist höchste Vorsicht geboten. Man sollte immer darauf bedacht nehmen, dass das im Regelfall ein Arzt oder eine Ärztin machen soll, so einen Eingriff.-Hallo, wenn du viel auf Social Media bist, YouTube, Instagram, TikTok, dann hast du sie sicher auch schon mal gesehen. Werbungen für Schönheits-OPs, Botox, Filler, schnell, günstig und ganz easy. Und viel billiger als jetzt bei der Fachärztin in deiner Stadt. In den Videos schaut das dann sehr unkompliziert aus. Schnell mal eine Spritze, eine Brust-OP oder die Nase richten lassen. Was kann da schon schief gehen. Sehr viel sogar. Ich bin Barbara Kaufmann und das ist Filter, Filler, Folgen. Der Podcast der Stadt Wien. Wir wollen uns in vier Folgen damit beschäftigen, warum immer mehr junge Menschen glauben, sie brauchen eine Schönheits-OP. Und was das für Folgen haben kann. Du hörst Folge 2. Billig, schnell, gefährlich. Schönheits-OPs zum Aktionspreis.-Wir hatten Straßeninterview im Vorfeld dieser Kampagne und haben zufällig ein junges Mädchen interviewt, das den Eingriff hat machen lassen von einer Ordinationsassistentin, die dem Arzt zugesehen hat, wie er das macht. Und dann hat sie es quasi bei ihrer eigenen Freundin umgesetzt. Es ist schief gegangen. Also da passieren wirklich ganz viele. Und dieser Fall ist natürlich auch nicht bekannt. Und sie hat sich dann nicht getraut, zu einem Arzt zu gehen, weil sie sich eben auch geschämt hat.-Daniela Turner kennt ihr ja schon aus Folge 1. Sie arbeitet beim Programm für Frauengesundheit der Stadt Wien. Dort haben sie gemeinsam eine Kampagne gestartet. Extra zum Thema Schönheits-OPs: Wunsch und Wirklichkeit, was sie über Filler, Botox und Schönheits-OPs wissen sollten. Alles, was man wissen muss, wenn man über einen Eingriff nachdenkt. Den Link zur Website findet ihr in den Shownotes. Dass es immer mehr Billig-Angebote für Eingriffe gibt, von OPs bis Botox-Injektionen, weiß auch Dr. Veith Moser. Er ist seit vielen Jahren Schönheitschirurg in Wien und Sachverständiger bei Gericht. Das heißt, wenn eine Schönheits-OP richtig schief geht und vor Gericht landet, wird er gerufen und prüft, was da genau falsch gelaufen ist.-Wir merken in den letzten Jahren deutlich, dass die Behandlung von unqualifizierten Personen mehr wird. Wir sprechen da nicht nur von Kurpfuscherei, also von Tätigkeiten, die Ärzte in Österreich vorbehalten ist. Es gibt in Europa verschiedene Gesetze und verschiedene Gesetzeslagen. Zum Beispiel in England darf man viel mehr als in Österreich. Aber in Österreich sagt die Gesetzeslage einfach, Botox, Botulinumdoxin oder Hyaluronsäure darf nur von Ärzten verabreicht werden. Anders ist es wieder in Ungarn, anders ist es wieder in der Ukraine. Und das ist einfach in den letzten Jahren viel mehr geworden, dass vor allen Dingen Kosmetiker*innen aus dem ehemaligen Ostblock, aus Russland, aus der Ukraine hier sind. Und das hier bei uns machen, was sie zu Hause legal machen dürfen. Aber bei uns ist es eben nicht erlaubt.-Du hast sicher schon von Fillern gehört. Filler heißt so viel wie auffüllen. Gemeint sind damit meistens Hyaluron-Injektionen. Die werden zum Beispiel in die Lippen gespritzt, damit sie voller wirken. Oder unter die Haut, um Falten zu glätten. Manchmal auch in die Wangen, ins Kinn oder sogar in die Nase. Klingt eigentlich harmlos. Ist ja keine echte Operation. Aber genau darin steckt die Gefahr, erklärt der Schönheitschirurg.-Naja, es ist zum Beispiel die Hyaluronsäure-Unterspritzung, die ja eigentlich ganz banal klingt, wo man sagt, naja, da bringt man ein bisschen Hyaluronsäure unter die Haut ein. Hat zum Beispiel ein viel, viel größeres Risikopotenzial als Botulinum-Unterspritzungen, weil diese Hyaluronsäure ist von ihrer Substanz so eine gallertartige, halbfeste Substanz. Und diese gelartige Flüssigkeit darf eben nur in gewisse Regionen, in gewisse Schichten der Haut und der Unterhaut kommen. Wenn so eine gallertartige Substanz in das Gefäßsystem kommt, kann das zu Erblindungen, Schlaganfällen und bis zum Tod führen.-Deshalb ist es so wichtig, dass nur Ärztinnen oder Ärzte spritzen, weil sie ganz genau wissen, wo Nerven und Blutgefäße verlaufen. Aber nicht nur für die Filler können gefährlich werden. Auch Botox kann heftige Nebenwirkungen haben. Vor allem, wenn es jemand spritzt, der keine medizinische Ausbildung hat.-Botox hat halt Nebenwirkungen, dass man dann halt drei bis sechs Monate lang ein schiefes Gesicht hat, ein schiefes Lächeln hat, nicht mehr die Brauen heben kann, sehr müde ausschaut, aber nach sechs Monaten ist es vorbei. Aber bei der Hyaluronsäure ist es eben ganz dramatisch, dass man eben schlimmstenfalls mit dem Leben dafür bezahlt.-Helga Willinger ist Juristin und arbeitet bei der Wiener Patient*innen-Anwaltschaft. Dort kannst du dich melden, wenn nach einer medizinischen Behandlung etwas schief gegangen ist, also auch nach einer misslungenen Schönheits-OP. Die Beratung ist kostenlos und man hilft dir auch dabei, deine Rechte durchzusetzen. Helga Willinger sieht in ihrem Job viele Fälle, bei denen etwas richtig daneben gegangen ist. Und sie sagt ganz klar, Vorsicht! Bei Billigangeboten, ob OP, Eingriff oder Spritze.-Also da ist höchste Vorsicht geboten. Man sollte immer darauf bedacht nehmen, dass das im Regelfall ein Arzt oder eine Ärztin machen soll, so einen Eingriff. Da sollte man sofort skeptisch sein, wenn das so auf die Schnelle angeboten wird oder besonders billige Angebote. Oft steht dann ein nicht qualifizierter Mensch dahinter, der das da durchführt möglicherweise. Also da ist höchste Vorsicht geboten. Da kann man nur sagen, bitte Gesundheitskompetenz oder vielleicht, man hätte früher gesagt, Hausverstand. Dass man sagt, da kann was nicht stimmen, das muss ich mir doppelt überlegen.-In Österreich gibt es übrigens ein Gesetz, das ganz genau regelt, wer operieren darf und wer sich operieren lassen darf. Und zwar seit 1. Jänner 2023. Also wenn du unter 16 bist, sind Schönheits-OPs komplett verboten. Keine Operation, keine Filler, keine Spritzen. Zwischen 16 und 18 ist ein Eingriff erlaubt, aber nur mit Zustimmung der Eltern. Nach einem verpflichtenden psychologischen Gespräch und mit mindestens 8 Wochen Bedenkzeit. Damit du wirklich drüber nachdenken kannst, ob du das willst oder ob du es vielleicht doch lieber sein lässt. Aber woran erkennt man eigentlich, ob man bei einer Ärztin oder einem Arzt gut aufgehoben ist? Daniela Thurner vom Programm für Frauen, Frauengesundheit hat eine ganze Liste von Red Flags zusammengestellt, also Warnzeichen, auf die du unbedingt achten solltest.-Wenn nicht ausreichend Zeit ist für meine Fragen, wenn sie nicht vollständig beantwortet werden, wenn mir Dinge aufgedrängt werden, wegen denen ich eigentlich gar nicht gekommen bin, wenn ich mich generell nicht wohlfühle, wenn das Zwischenmenschliche auch nicht passt, wenn ich irgendwelche Bedenken geäußert habe, die dann irgendwie so abgeschwächt werden und wenn ich das Gefühl habe, dass die Risiken und Nebenwirkungen hier quasi nur so beiläufig behandelt werden und nicht gut durchbesprochen werden. Beziehungsweise, wenn der Preis auffällig günstig ist. Ein günstiger Preis könnte auch bedeuten, wenig Erfahrung, wenig Qualifikation.-Ihre Kollegin Alexandra Münch-Beuerle sagt ganz klar, egal wie alt du bist, du hast das Recht, jede Frage zu stellen, die du willst. Wenn es um deinen Körper geht, darfst du alles wissen wollen. Punkt. -Wir als Wiener Programm für Frauengesundheit setzen uns sehr dafür ein, dass Frauen, wenn sie eine Entscheidung treffen, die ihren Körper betrifft, sie einfach wirklich gut informiert sind, dass sie wissen, auf welche Risiken lasse ich mich da ein, dass sie auch sagen, ich habe ein Recht als Patientin auf ein vollständiges Beratungsgespräch, ich habe ein Recht darauf, alle Fragen so lange zu stellen, bis ich auch sie als Laie einfach gut verstanden, habe.-Dr. Veith Moser, Schönheitschirurg aus Wien, kennt auch die richtig harten Fälle, wo Frauen von angeblichen Ärzten betrogen wurden. Sein Rat, mach nicht schnell und nebenbei. Check ganz genau, wer das ist, bevor du einen Eingriff bei ihm machen lässt.-Auf der anderen Seite geht der Missbrauch aber so weit, dass ich von einem Fall weiß, wo Kosmetiker*innen einfach ein Arztschild von einem wildfremden Arzt aufgehängt haben und gesagt haben, das ist der Arzt, der wusste das nicht einmal. Also es geht leider sehr weit, aber am besten sind, man schaut im Internet nach, schaut, wer gute Referenzen hat, wer seit langem gute Referenzen hat, nicht erst seit sechs Monaten. Das ist natürlich potenziell etwas, was auffällig sein könnte, aber wenn jemand seit 10, 15 Jahren im Beruf tätig ist und seit 10 bis 15 Jahren gute Referenzen hat, dann ist das sicherlich ein wichtiges Merkmal. Und das Allerbeste ist die Weiterempfehlung, die persönliche Weiterempfehlung von einem zufriedenen Patienten, der einen Arzt weiterempfiehlt. Das ist mit höherer Wahrscheinlichkeit die beste Garantie.-Und einen letzten Tipp hat Dr. Moser noch, für alle, die gerade überlegen, was machen zu lassen.-Ganz wichtig ist, glaube ich, dass der Profi, und der seriöse Arzt, Nein sagt. Nicht für alles, was der Patient sich wünscht, sagt, ja, ja, das machen wir, das können wir, sondern Restriktionen abgibt und in diesen Einschränkungen sagt, nein, das ist nicht möglich oder nein, das ist zu viel, nein, das kann man nicht gemeinsam machen und sagen, hören Sie zu, da geht es um Ihre Gesundheit, Sie sind keine Puppe, wo man beliebig etwas infiltrieren kann und einspritzen kann, da geht es um einen Organismus, um ein Lebewesen und das geht nicht.-Das war Folge 2 von Filter, Filler, Folgen, dem Podcast der Stadt Wien. In Folge 3 schauen wir uns an, was passiert, wenn eine OP zum Albtraum wird und wer dich dann unterstützt.

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