Stadt Wien Podcast

Filter, Filler, Folgen (1/4) - „Nase, Lippen, Brüste – brauch ich wirklich eine Beauty-OP?“

Stadt Wien Season 19 Episode 1

In der ersten Folge unseres Podcasts „Filter, Filler, Folgen“ der Stadt Wien gehen wir der Frage nach, warum immer mehr junge Menschen über Schönheitsoperationen nachdenken. Woher kommt das Gefühl, dass man nicht „genug“ ist? Welche Rolle spielen Social Media, Filter und Werbung? Und: Warum glauben viele, dass eine OP sie glücklicher macht?

Wir sprechen über den Einfluss digitaler Schönheitsideale, den Zusammenhang zwischen Selbstwert und Aussehen – und darüber, wie die Schönheitsindustrie gezielt mit Unsicherheiten Geld verdient.

Gesprächspartnerinnen dieser Folge:

  • Harriet Vrana, Psychotherapeutin, FEM Wien
  • Elisabeth Lechner, Kulturwissenschafterin und Autorin
  • Daniela Thurner & Alexandra Münch-Beurle, Programm für Frauengesundheit der Stadt Wien

Weitere Infos: wien.gv.at/schoenheitseingriffe 

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-Diese Social-Media-Welt, dass man sich dessen bewusst ist, was man dort sieht, dass vieles davon fake ist, dass die meisten Influencer*innen mit Filtern arbeiten, dass da bezahlte Werbung dahinter steht.-Und ich frage immer so, wie lange seid ihr denn am Handy, wie sind eure Tage so? Dann erzählen die so, naja, die Bildschirmzeit ist schon so vier, sechs, acht, zehn Stunden am Tag, also so wann immer möglich halt, also man ist einfach dauernd online.-Wo man ja eigentlich perfekte Gesichter sieht, perfekte Körper sieht, perfekte Leben sieht, das ist ja alles nicht echt.

-Hallo, schon mal gedacht:

meine Nase, die Lippen, vielleicht doch was ändern? Geht doch schnell, ein bisschen Botox, ein kleiner Eingriff. Wenn du das schon mal gedacht hast, dann bist du nicht allein. Über die Hälfte der 11- bis 17-Jährigen in Österreich denken genauso. Und es ist ja auch ganz einfach. Spritze da, Laser dort, Operationen zum Sonderpreis. Auf Social Media schaut es jedenfalls so aus, als wäre das alles ganz normal. Aber was steckt da eigentlich dahinter? Wer sagt uns, dass wir so, wie wir sind, nicht total okay sind? Warum sagt man eigentlich nie dazu, wie gefährlich solche OPs auch sein können? Und wer verdient damit Geld? Ich bin Barbara Kaufmann und das ist Filter, Filler, Folgen. Der Podcast der Stadt Wien. In vier Folgen schauen wir uns an, warum immer mehr junge Menschen über Schönheits-OPs nachdenken und was das für Folgen haben kann. Das ist Folge 1. Nase, Lippen, Brüste. Brauche ich wirklich eine Beauty-OP?-Wenn man durch die Straßen von Wien geht, man trifft immer wieder auf Gesichter, wo man sofort erkennt, das schaut unnatürlich aus, da stimmt was nicht. Ob du in der U-Bahn sitzt, völlig egal, ständig und immer öfter passiert einem das, dass man einfach Gesichter sieht, die nicht natürlich ausschauen. Aufgefillerte Lippen, die auch von der Seitenansicht ganz eigenartig ausschauen oder auch so schon gestraffte Gesichter bei schon etwas älteren Frauen, wo man sieht, die haben was machen lassen und das ist nicht mehr selten. Nicht nur in Wien, weltweit.-Das ist Daniela Thurner. Sie arbeitet beim Programm für Frauengesundheit der Stadt Wien. Da geht es genau um solche Themen, wie Frauen in Wien gut, gesund und selbstbestimmt leben können. Und genau dieses Büro hat jetzt eine Kampagne gestartet. Wunsch und Wirklichkeit, was sie über Filler, Botox und Schönheits-OPs wissen sollten. Den Link dazu findet ihr in den Shownotes. Daniela Thurner und ihre Kollegin Alexandra Münch-Beuerle wollten wissen, warum lassen sich so viele junge Frauen operieren? Sie haben recherchiert, mit Betroffenen gesprochen, aber auch mit Expert*innen, Ärzt*innen, Psycholog*innen und dabei einiges herausgefunden. Erzählt uns Alexandra Münch-Beuerle.-Also meiner Ansicht nach hat das sehr viel damit zu tun, wie diese Eingriffe beworben werden. Und es findet massiv Werbung statt im Internet, auch im Print, aber halt jetzt neu auch sehr viel in den sozialen Medien. Und es wird damit geworben, dass es etwas ist, um das Wohlbefinden zu verbessern. Also es ist das Bild, das kreiert wird, dass man diese Eingriffe macht, um sich besser zu fühlen. Und was in der Werbung nicht vorkommt, sind Nebenwirkungen, die üblicherweise sowieso vorkommen, wie Schwellungen.-Das hängt damit zusammen, dass quasi jedes junge Mädchen ab 13, 14 ein Social-Media-Account hat und mit diesen unechten Bildern von Frauen überflutet werden regelrecht. Und mit jedem Beauty-Kanal, denen sie folgen, werden ihnen diese Frauen noch mehr reingespült durch den Algorithmus. Und somit werden sie quasi immer mehr von einem Schönheitsideal, man muss schon fast sagen verfolgt, dem sie niemals entsprechen können, ohne quasi Hand anlegen zu lassen.-Ist also das Internet schuld? Nein, nicht das Internet, sondern Social Media. Und da vor allem die Plattformen, die am beliebtesten sind. TikTok, Instagram, YouTube. Im Schnitt sind junge Menschen 4 Stunden pro Tag dort unterwegs, viele aber auch deutlich länger. 8 Stunden oder sogar 10. Besonders TikTok und Instagram sind bei jungen Frauen extrem beliebt. Und dort siehst du sie ja ununterbrochen, perfekte Gesichter. Geschminkt, gestylt, faltenfrei, keine Akne, keine Falten, alles wunderschön. Zu schön, um wahr zu sein, sagt auch Harriet Vrana.-Und mit diesen Idealen, wie man ausschauen sollte, wird gleichzeitig verbreitet ein Lebensgefühl. Nämlich das Lebensgefühl, dass wenn man so ausschaut, dann ist man erfolgreich, durch die Influencer*innen sieht man das ganz stark. Man ist erfolgreich, man ist beliebt, man kann alles und man ist sehr anerkannt. Und diese Bedürfnisse, nämlich anerkannt zu sein, dazuzugehören, etwas Besonderes zu sein und so weiter, sind an sich natürliche Bedürfnisse von Menschen und von jungen Menschen ganz besonders. Und die haben dann die Fantasie, dass man über eine Schönheitsoperation dorthin kommen könnte, weil so wie man ausschaut, ist man ja nicht perfekt. Und das wird vor allem durch diese stark manipulierten Bildgebungen, wo man ja eigentlich perfekte Gesichter sieht, perfekte Körper sieht, perfekte Leben sieht, das ist ja alles nicht echt, da ist ganz stark getriggert.-Harriet Vrana ist Psychotherapeutin. Sie arbeitet beim Frauengesundheitszentrum FEM der Stadt Wien. Dorthin können Mädchen und Frauen gehen, wenn sie Hilfe brauchen. Also wenn man in einer Krise steckt, Probleme hat mit Beziehungen, aber auch wenn man sich eben zu dick, zu dünn, zu wenig perfekt findet. Und was sie sagt, stimmt. Das, was wir auf Insta oder TikTok sehen, ist oft nicht echt. Filter drüber, Weichzeichner, ein schönes Licht. Das wissen wir. Viele von uns machen das ja auch mit ihren Fotos. Und trotzdem fragen wir uns bei anderen, warum sehe ich nicht auch so aus?-Und wenn ich dann sozusagen meinen echten Körper in Relation setze zu so einem bildhaften Körper, dann kriege ich ganz stark das Gefühl, ich bin mangelhaft. Und jetzt muss man natürlich fairerweise sagen, nein, nicht ich bin mangelhaft, sondern das Bild ist falsch. Aber auch wenn ich das weiß, vergleicht das Gehirn mich damit, und dann schneide ich schlechter ab. Und dann habe ich die Fantasie, an mir muss ich was verändern, damit ich in das Bild passe. Und das ist natürlich eigentlich fatal.-Wir wissen also eigentlich, dass diese Bilder alle nachbearbeitet sind, dass sie nicht echt sind. Aber, und das ist das Gemeine, unser Gehirn merkt sie sich trotzdem. Vor allem, wenn wir sie ununterbrochen sehen. Volle Lippen, glatte Haut, keine Pickel, schmale Nase. Irgendwann wirkt das auf uns wie der Normalzustand. Und wenn wir dann in den Spiegel schauen, sehen wir nicht, was da ist, sondern was fehlt. Psychologisch nennt man das Wahrnehmungsverzerrung. Heißt, unser Bild von uns selbst ist nicht mehr real, sondern geprägt vom ständigen Vergleich mit diesen Idealbildern. Und das kann ziemlich viel auslösen, vor allem bei jungen Menschen.-Die haben dann die Fantasie, dass an der Nase was falsch ist. Und wenn die Nase gut ist, also sozusagen so ist, wie sie genormt gehört, dann werden sie sich gut fühlen. Also das heißt, die Hoffnung ist immer, dass sie sich dann mögen werden und dass sie dann entspannt sein werden und dass sie sich dann glücklich fühlen werden. Also eigentlich ist es die Fantasie, wenn ich da was verändere, dann werde ich glücklich sein. Und wir wissen aus vielen Untersuchungen und auch aus Erfahrungsberichten von Menschen, dass das eben nicht der Fall ist. Weil zuerst ist es die Nase und dann sind es die Ohren und dann sind es die Lippen und dann die Brüste und so weiter. Nicht? Also wenn ich einen mangelhaften Selbstwert habe und wenn ich versuche, meinen Selbstwert stark durch das Optische zu stabilisieren, dann ist es Ende nie.-Warum fühlen wir uns eigentlich so oft nicht okay, so wie wir sind? Damit beschäftigt sich Elisabeth Lechner. Sie ist Kulturwissenschaftlerin und schaut sich an, wie unsere Gesellschaft über Körper und Schönheit denkt. Sie hat auch ein Buch geschrieben, „Riot, don't diet“, also rebelliere statt Diät zu machen. Und sie sagt ganz klar, junge Menschen haben es heute schwer, ein gutes Gefühl für ihren Körper zu entwickeln.-Unter Jugendlichen sehen wir uns konfrontiert mit einer, wirklich würde ich sagen, Epidemie der Körperunsicherheit. Also ganz, ganz viel Unsicherheit. Und aktuell ist wirklich mit Skinnytalk, also so wirklich eine ganz, ganz krasse Diätkultur, festzustellen, die natürlich auf junge Menschen Einfluss nimmt und Druck ausübt.-Bei all diesen oft sehr ungesunden und richtig gefährlichen Trends darf man eines nicht vergessen, sagt Elisabeth Lechner. Es gibt Menschen, die mit unserer Unsicherheit richtig gut Geld verdienen.-Und mir ist ganz wichtig, auch die Schönheitsindustrie zu erwähnen als dritten Faktor, die wirklich immer neue Körperzonen beschämt. Es ist unfassbar, was man alles beschämen kann, um immer neue Produkte zu verkaufen. Und ein ganz gutes Beispiel dafür, wie sehr kapitalistische Profitinteressen unseren Umgang mit auch Körperpflege bestimmen, kann man sich die Entwicklungen im Bereich Skincare hernehmen, also Gesichtspflege und Hautpflege. Es ist wirklich ein Wahnsinn, wenn ganz, ganz junge Mädchen, also wir reden von acht, neun, zehn, elfjährigen, eine Skincare-Routine haben, die weiß ich, wie viele Produkte inkludiert, manchmal 30 oder 40. In keiner Welt kann das der Gesundheit wegen notwendig sein.-Viele Hautärzt*innen warnen sogar davor, zu viele Produkte können die Haut erst recht reizen und sie sogar empfindlicher machen. Gerade bei sehr jungen Menschen. Es gibt also viele Gründe, warum sich Jugendliche oft nicht wohlfühlen mit ihrem Aussehen. Zu viele unechte Bilder, zu viel Werbung, zu viel Druck. Und ständig das Gefühl, irgendwas stimmt nicht mit mir. Aber was, wenn man trotzdem unbedingt etwas verändern will? Nase, Lippen, Kinn, aber kein Geld dafür hat und dann auf Social Media ein super billiges Angebot auftaucht. Das passiert öfter, als man denkt. Und es kann richtig gefährlich werden. Was genau dahinter steckt, das hört ihr in der nächsten Folge von Filter, Filler, Folgen. Ein Podcast der Stadt Wien.

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