
Stadt Wien Podcast
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Wiener Luftqualität: „Wir atmen viel bessere Luft als vor 50 Jahren“
In dieser Folge geht's um die Luftgüte in der Stadt. Michael Kienesberger, Umweltexperte und Leiter der Umweltschutzabteilung der Stadt, spricht über Einflussfaktoren wie das Wetter, die Standortvorteile Wiens im Vergleich mit anderen Städten, welche Schadstoffe in der Stadt relevant sind und über die Gefährlichkeit von Feinstaub. Die gute Nachricht: Eine erste Bilanz zeigt, dass die Wiener Luftqualität 2024 wieder das sehr gute Niveau der letzten Jahre erreicht hat – und teilweise sogar noch besser war. So wurden im Vorjahr die gesetzlichen Grenzwerte neuerlich an allen Messstellen eingehalten.
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Christine Oberdorfer Ich begrüße Michael Kienesberger, Leiter der Abteilung für Umweltschutz, bei uns im Studio. Wir haben heute ein wirklich luftiges Thema, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Wir sprechen über die Luftgüte: in der Stadt, woher Feinstaub und Ozon überhaupt kommen und was jede und jeder von uns dazu beitragen kann, dass die Luft in der Stadt möglichst sauber ist. Christine Oberdorfer Danke für deinen Besuch. Michael Kienesberger Danke für die Einladung. Christine Oberdorfer Bei welcher Wetterlage grundsätzlich ist denn die Luft in Wien besonders gut oder besonders schlecht? Oder hat das mit dem Wetter überhaupt nichts zu tun? Michael Kienesberger Wetter ist ein großer Faktor für die Luftqualität. Man kann sagen, wenn es durchzieht, ist die Luft am besten. Aber es kommt darauf an, was von außerhalb Wiens auch nach Wien getragen wird. Luftqualität hängt von der Situation vor Ort, aber auch überregional von Faktoren ab. Zum Beispiel: Wir kennen alle Inversionswetterlage. Als Beispiel, das ist, wenn sich kalte Luft am Boden ablegt und von warmer Luft zugedeckt wird wie eine Käseglocke. Michael Kienesberger Das ist die berühmte Inversionswetterlage. Da gibt es keinen Austausch der Luft. Da sinkt die Qualität dann ab. Aber wenn wir aufgrund der guten Lage den Wind vom Wienerwald reinbekommen oder vom Donautal entlang, dann ist für gute Luft gesorgt. Christine Oberdorfer Das heißt, in Wien ist die Luft auch deswegen gut, weil es immer relativ windig ist. Michael Kienesberger Das ist ein wichtiger Faktor. Und Wien liegt in Zentraleuropa, das heißt im Vergleich in Europa, jene skandinavischen Städte zum Beispiel, die nah am Meer liegen, haben natürlich einen Startvorteil. Aber es gibt auch jene, die haben einen Startnachteil in der Poebene sind Die Herausforderungen sind groß. Und Wien hat eine Abhängigkeit, was sich in Wien rundherum tut. Darum betrachtet man bei der Luftreinhaltung und beim Luftgüte-Management auch immer Regionen und die Region Nordost. Michael Kienesberger Da schauen wir gemeinsam mit Niederösterreich und Burgenland bei gewissen Schadstoffen drauf, wie man das gemeinsam managt. Christine Oberdorfer Aber ob es jetzt regnet oder die Sonne scheint, macht für die Luftqualität jetzt auf den ersten Blick keinen Unterschied. Michael Kienesberger Sonnenschein ist wieder ein eigenes Thema, denn wenn es im Sommer die Sonneneinstrahlung und die Hitze sich entwickelt,das ist, das kennen wir alle, ein Faktor für Ozon-Bildung. Das schauen wir als Umweltschutzabteilung drauf, dass die Wienerinnen und Wiener gut informiert sind. Wenn sich die Ozonwerte erhöhen, da haben wir auch eine Informations- und Alarmschwellenfunktion. Sonneneinstrahlung kann ein Faktor sein. Michael Kienesberger Und Regen ist immer ein Reinigen, da ein Luftfilter. Christine Oberdorfer Das heißt Regen ist gut. Wie schneidet denn die Luft in Wien so im Vergleich zu anderen Großstädten ab? Du hast schon gesagt, am Meer ist es besser, in Skandinavien. Wo ist es schlechter? Keine Ahnung, im Vergleich zu London, Madrid? Keine Ahnung. Was fällt dir da so ein an Vergleichsstädten, wo du sagst, ea ist es deutlich besser und da ist es deutlich schlechter. Michael Kienesberger Das kommt wirklich auf die Geografie an wo liegt was und wie viel kann vom Umland reingetragen werden. Wenn du am Meer die Situation hast kommt natürlich vom Umland nicht viel, aber Wien hat da einerseits eine gute Lage mit der Windsituation, da haben wir deutlich leichter, leichter zu tun, wie zum Beispiel Graz, wenn eine Kesselfunktion, eine Kessellage ist, ist es schwieriger, dass sich die Luft durchmischt. Michael Kienesberger International hängt es auch davon ab, wie auch die Industrie oder die Produktion ,Industrieproduktion von sich geht. In den Ländern oder Europas, wo noch viel Kohle zur Energiegewinnung notwendig ist, haben sie deutlich höhere Belastungswerte. Luftqualität hängt von vielen Faktoren ab, ist nicht so einfach, vor Ort zu bestimmen oder zu steuern, sondern das ist eine gesamteuropäische Herausgabe, äh Herausforderung und darum braucht es auch europäische Regelungen, aber auch mutiges Handeln vor Ort. Christine Oberdorfer Welche Parameter werden denn so grundsätzlich herangezogen, um die Luftgüte zu messen, Das heißt welche, welche Grenzwerte oder welche Schadstoffe nimmt man denn da her, um da zu messen? Michael Kienesberger Das hat eine lange Geschichte. Also man kennt noch vielleicht aus London die Bilder, wo man nicht die Hand nicht mehr vor Augen sieht. Aufgrund der schlimmen Smogverhältnisse und Luftverschmutzung wo's auch damals ausgehend dann aufgrund der tausenden Todesfälle, die es auch gab,... Christine Oberdorfer Wofür steht Smog eigentlich? Michael Kienesberger Das kommt aus London Anfang des Jahrhunderts. Das ist eine Wortkreation aus Smoke und Fog. Das war damals ein Riesenproblem, wo durch die Beginne in der industriellen Revolution null Kontrolle oder null Fokus drauf war, was wird in den Schornstein rausgeblasen? Und das alles hat sich in den Nebelsuppen Londons zu einem Gemisch verbunden, das in den schlimmsten Phasen wirklich zu tausenden Todesfällen geführt hat. Christine Oberdorfer Das ist ein Kofferwort, das Rauch und Nebel sozusagen. Michael Kienesberger Genau. Christine Oberdorfer So was. Michael Kienesberger Und daraus hat sich entwickelt, dass man auch in die Umweltschäden, die es gab. Wir alle erinnern uns an die Bilder vom sauren Regen, dass man das klarer regeln muss und dagegen vorgehen muss. Die nächste große internationale Gegenbewegung oder Regelungsversuche kennen wir noch beim Thema Ozonloch, wo man Fluorchlorkohlenwasserstoffe dann weltweit verboten hat, um da gegenzusteuern. Also man sieht, man braucht Maßnahmen. Michael Kienesberger Und da gibt es ein klares Set an Schadstoffen, die jedes Land in Europa genau monitoren muss. Christine Oberdorfer Was ist das zum Beispiel? Michael Kienesberger Das ist Was beschäftigt uns in Wien am stärksten? Also was sind unsere größten Herausforderungen? Das ist Feinstaub, das ist Stickstoffdioxid. Das kommt vor allem von Verbrennungen oder in weiteren chemischen Reaktionen entstanden und Ozon. Und was wir sonst noch zu beobachten haben, sind Schwefeldioxid, Benzol, Kohlenmonodioxid, Kohlenmonoxid und Benzpyren. Was bei uns nicht mehr so eine Rolle spielt, ist Blei oder Staubniederschlag, Cadmium, Nickel. Michael Kienesberger Aber wir haben ein Set an Stoffen, das ist gesetzlich genau geregelt und auch geregelt, was ist der maximale Grenzwert oder Schwellenwert, der nicht überschritten werden darf? Und diese, diese Stoffe messen wir rund um die Uhr mit einem hochtechnologisierten Messnetz. Das ist über ganz Wien verstreut. Christine Oberdorfer Du hast uns da vorher schon die Geräte gezeigt, mit denen der Feinstaub gemessen wird. Wie heißen die Dinger? Michael Kienesberger Also das gibt es, nennt man High Wall. Mit dem misst man den Feinstaub in unterschiedlicher Größe. Feinstaub hat eine Klassifikation, das nennt man gemessen in Mikrometern also 1/100 Millimeter, das PM 10 und PM 2,5. Das sind die Vorgaben, die wir permanent uns anschauen müssen. Und arbeitet ein großes Team bei uns in der MA 22 rund um die Uhr und wir haben zu schauen, wie ist die Luft für die Wiener*innen und sollte eine zum Beispiel im Ozon eine Überschreitung der Grenzwerte stattfinden, dann müssen wir die Öffentlichkeit warnen und informieren. Michael Kienesberger Das ist viel Arbeit, das ist ein multiprofessionelles Team und die Gerätschaften sind über Wien verteilt und sehr hochtechnologisierte Messinstrumente. Christine Oberdorfer Wie viele, wie viele Messstellen gibt es da? Michael Kienesberger 17. Damit sind wir eines der dichtesten Messnetze in einer Stadt in ganz Europa. Gesetzlich vorgeschrieben, also das Mindestmaß wären sechs Stationen, aber wir haben um das um die Exposition der Wiener*innen gut abbilden zu können, in allen Bereichen, wo sich die Wiener*innen in der Stadt bewegen, also demnach ein Messnetz aufgebaut. Christine Oberdorfer Wenn es mich jetzt interessiert, wie so was wie so was ausschaut, wo kann ich da zum Beispiel vorbeischauen, wo kann ich so was sehen? Sind die auf Häusern drauf oder wo? Michael Kienesberger Ab und zu sieht man Container, oder eine sehr schöne Messstelle ist die in der Taborstraße. Die schaut aus wie eine Litfaßsäule. Oder sie sind Container, die in der Lobau stehen oder im AKH Gelände. Wir haben auch einen Messbus, der steht direkt am Neubaugürtel, also unterschiedliche Erscheinungsformen. Aber meistens ist es ein Container mit vielen Messgeräten, die am Dach rausschauen und drinnen sind lauter Apparate, die in Sekunden im Sekundentakt Messwerte in die Zentrale schicken. Michael Kienesberger Die Luftmesszentrale ist bei uns in der MA 22 in der Dresdner Straße. Das ist wie ein Kommandoraum, wo zu jedem Messwert auf den Bildschirmen die Werte verfolgt werden. Weiters haben wir dort auch ein Labor, wo wir die Auswertungen zu Feinstaub und anderen Messvorgänge machen. Christine Oberdorfer Wo woher kommt denn der Feinstaub? Woraus besteht der und machen wir den selbst oder wird der, wird der nach Wien gespült? Michael Kienesberger Ein kleinerer Teil, also 1/4 bis 1/3, wird, entsteht hier in der Stadt, also vor Ort, lokal. Christine Oberdorfer Wodurch? Michael Kienesberger Das ist einerseits direkt durch Reifenabrieb, also Autofahren, Reifenabrieb oder auch durch Verbrennungsvorgänge bei der Raumwärmegewinnung. Aber auch bei Baustellen und Situationen, wo es staubig hergeht, da entsteht auch Feinstaub direkt. Der entsteht aber auch indirekt. Zum Beispiel am Land kennen wir alle den Vorgang, wenn die Felder gedüngt werden. Da ist Ammoniak dann in der Luft und das wird entwickelt sich weiter zu Feinstaub oder auch in großen Industrieanlagen in verschiedenen Teilen Europas, das wird über hunderte Kilometer verfrachtet und in sehr Feinstaub belasteten Regionen, wo auch in der Industrieproduktion vielleicht auch noch nicht die Standards so hoch sind wie bei uns, können diese Partikel entstehen und werden dann hunderte Kilometer weit verfrachtet, bis hin dann auch zu Michael Kienesberger einem natürlichen Feinstaub, den es aus der Sahara im berühmten Sahara Staub bis nach Wien verfrachten kann. Christine Oberdorfer Das heißt, 1/3 des hausgemachten und 2/3 importiert. Michael Kienesberger 1/4, 1/3 ist hausgemacht und der Rest kommt von außen rein. Aber das heißt, man muss sowohl vor Ort was dagegen tun. Aber, und das ist die Betonung drauf, es braucht internationales Handeln, das überregional auch dagegen vorgegangen wird. Und dafür gibt es neue Standards, weitere Standards in der Luftqualitätsrichtlinie. Christine Oberdorfer Du hast vorhin auch gesprochen, schon vom Ozon. Da passiert es ja schon ab und zu, dass da Grenzwerte überschritten werden. Michael Kienesberger Ozon ist in der Entstehung sehr, also wir Expert*innen sagen sehr komplex. Da gibt es viele Zutaten, die dann Ozon frei entstehen lassen. Aber ein wesentlicher Faktor ist im Sommer die Sonneneinstrahlung und Wärme. Und dann gibt es gewisse Vorläufersubstanzen, die dann Ozon entstehen lassen. Ozon ist ja per se nichts Schlechtes, wenn es dort ist, wo es hin soll. Und das Ozon brauchen wir in 15 bis 50 Kilometer Höhe in der Atmosphäre, weil dort schützt es uns vor der gefährlichen Sonneneinstrahlung. Michael Kienesberger Wenn es hier bodennah ist, dann wird es ein Problem und kann zu Asthmaerkrankungen oder bei Menschen, die Probleme mit Atemwegen haben, zu Problemen führen. Und erreicht es einen gewissen Wert, dann informieren wir. Im Sommer kennt man die Radiomeldungen oder Teletext etc. Wenn der Ozon Informationswert überschritten wird, dann informieren wir. Und dann gibt es noch einen Alarmwert. Ab da sagen wir sollen Personen, die Probleme haben, nicht mehr anstrengende Tätigkeiten im öffentlichen Raum machen heißt aber nicht, man kann nicht ins Freibad gehen etc. Das ist alles möglich. Michael Kienesberger Aber einen Halbmarathon laufen würde ich dann mit Vorerkrankungen nicht. Christine Oberdorfer Aber so wie du es mir jetzt oder so wie ich es jetzt verstanden habe, lässt sich Ozon ja dann eigentlich nicht vermeiden, oder? Weil das ist ja reine Reaktion durch Hitze und Sonne. Michael Kienesberger Nein, da gibt es schon viele Faktoren, wo das auch noch reinspielt, Faktoren aus dem Verkehrsbereich, aber auch aus dem Umland, zum Beispiel mit Ammoniak etc. Also da sind viele Vorläufersubstanzen, die dann den Brei anrichten. Christine Oberdorfer Stickstoff. Reden wir noch kurz über Stickstoff. Woher kommt der und und wie lässt sich der verringern? Michael Kienesberger Na ja, grundsätzlich der Stickstoff. Wie setzt sich Luft zusammen? Christine Oberdorfer Ist eine gute Frage überhaupt. Michael Kienesberger Stickstoff gehört zur Luft. Also, wenn wir den nicht drin hätten, wird's eng werden. 78 % der Luft sind Stickstoff, dann 20 % ist Sauerstoff. Und dann gibt es noch Argon und ein paar Edelgase. Aber Stickstoff, wenn er in Verbindung, also Stickstoffmonoxid oder Stickstoffdioxid auftritt, dann kann er zum Problem werden. Und das entsteht vor allem bei Verbrennungsvorgängen, Auto, aber auch Gebäudewärme, also ganz starke Quellen sind Heizöl etc. oder verbrennen. Michael Kienesberger Also alles, wo Verbrennungsvorgang stattfindet. Und das ist einmal die Raumwärme, da entsteht dann auch Stickstoffdioxid. Das heißt, alles wo wir verhindern, dass Verbrennungsvorgänge stattfinden oder Verkehrseinschränkungsmaßnahmen stattfinden – Diesel ist ein großes Thema. Wenn wir das reduzieren, und das machen wir mit Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln, das ist auch ein ein Game Changer, das große Programm Raus aus Gas also das sind die zentralen Hebel für den Klimaschutz, aber auch für den Luftschutz. Christine Oberdorfer Du hast vorhin schon gemeint, wir atmen heute eine bessere Luft als unsere unserer Eltern vor 50 Jahren. Lässt sich das verständlich festmachen an irgendwelchen Zahlen oder gibt es da irgendwelche Werte, wo du sagst da kann ich es erklären, wie viel das jetzt wirklich besser ist? Michael Kienesberger Also wenn man Schwefeldioxid heranzieht, also wirklich noch der saure Regen, Das Bild. Christine Oberdorfer Von den kaputten Bäumen und so. Michael Kienesberger In den 70er Jahren hatten wir also diese Kurve ist wirklich angsterregend, wenn man sich die rückwirkend anschaut. Aber das ist eine eine Kurve, die vom Wert 100 jetzt gegen gegen null geht. Also das sieht man einfach, wie viel sauberer die Luft wurde durch strenge Maßnahmen, die gesetzt wurden und Entschwefelung von Antriebsmaßnahmen. Das waren wichtige wichtige Maßnahmen. Christine Oberdorfer Entschwefelung heißt, Entschuldidgung für den Laien. Michael Kienesberger Vor allem aus den Antriebsmitteln wurde bleifreies Benzin. Dazu gab es aber Schwefel. Christine Oberdorfer Du hast vorhin schon gesagt, die Luft macht natürlich nicht an der Stadtgrenze halt. Wie groß ist denn der Anteil an den Schadstoffen, die wir in Wien selbst erzeugen? Und wie viel kommt von draußen? Und macht dann überhaupt Sinn, wenn ja tatsächlich von draußen auch so viel kommt, in Wien viel zu tun. Michael Kienesberger Bleiben wir beim Beispiel Feinstaub. Feinstaub, da ist 1/4 quasi hausgemacht in Wien und 3/4 kommt von außen. Michael Kienesberger Das verfrachtet sich über viele hunderte Kilometer. Also das kann entstehen durch Industrieanlagen, auch weit weg. Aber auch Episoden, gegen die man wirklich nichts tun kann, ist der berühmte Sahara Staub. Da haben wir immer wieder Staubepisoden, die verfrachtet das von Afrika bis zu uns. Aber das heißt nicht, man kann nichts tun, sondern man kann an der Quelle vor Ort arbeiten mit Verminderung von Michael Kienesberger Schädlichen Verkehrskomponenten wie der Reifenabrieb etc. und Verbrennungsrückständen. Aber im Umland braucht's auch die Maßnahmen bei Ammoniakreduktion. Also es ist ein breites Feld an Faktoren, Rädchen, an denen man drehen muss und darum sind da auch europaweite Vorgaben bei den Abgasvermeidungsklassen so wichtig. Christine Oberdorfer Da gibt es ja jetzt eine neue EU Richtlinie zur Luftqualität. Was bedeutet denn das für Wien? Michael Kienesberger Ende letzten Jahres wurde die neue Luftqualitätsrichtlinie beschlossen, das heißt für Wien, es kommen herausfordernde Grenzwerte auf uns zu und wir müssen uns weiterentwickeln, unsere Fähigkeiten, in die Zukunft zu blicken, das heißt Modellierungskompetenz, also zu schauen, wie werden unsere Werte in den nächsten fünf oder zehn Jahren liegen. Christine Oberdorfer Das heißt, was würde eine gewisse Maßnahme auslösen oder verbessern? Michael Kienesberger Genau. Genau da braucht es von uns auch wissenschaftliche Berechnungsleistung und wir werden auch neue Schadstoffe, den Ultrafeinstaub genauer messen müssen, zukünftig. Christine Oberdorfer Ultrafeinstaub oder noch fernerer Feinstaub? Michael Kienesberger Genau der ist unter diesen 2,5 Mikrometern. Also das ist wirklich Mini Mini Mini. Und was heißt'snoch? Wir, und das ist eine gute Entwicklung, es wird europaweit ein Index festgelegt. Zurzeit ist ja in Österreich ein Index, aber in anderen Staaten wird das anders bewertet. Das wird in ein paar Stoffen für uns herausfordernd. Das ist beim Thema Stickstoffdioxid und beim Feinstaub. Michael Kienesberger Aber da zeigen uns die Entwicklungen, es wird eine Herausforderung, aber es ist schaffbar. Das Gute ist wir sind an den wesentlichen Faktoren dran. Und mit dem Wiener Klimafahrplan haben wir auch da schon die Antwort drauf. Mit dem Pendant, das ist der Wiener Luftfahrplan, Luftqualitätsfahrplan. Denn vor allem mit Raus aus Gas und mit der Mobilitätswende und dem Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel werden wir genau in diesen Schadstoffbereichen auch die notwendigen Verbesserungen erzielen. Christine Oberdorfer Das sind wahrscheinlich auch die Punkte, wo wo jede Wienerin und jeder Wiener auch was dazu beitragen kann, dass man sagt, man fährt weniger mit dem Auto, mehr mit den Öffis. Was kann ich denn noch selber tun, um meine eigene Luftqualität zu verbessern? Michael Kienesberger Wir können mit unserem individuellen Verhalten also Mobilitätsverhalten, natürlich unterstützen. Aber es gibt einen Punkt, wo wir uns die Suppe, die Schadstoffsuppe selbst einbrocken. Und das kennen wir, weil wir feiern sie jedes Jahr. Das ist zu Silvester, wo wir wirklich mit unseren Feuerwerken uns die Feinstaubsuppe selbst herrichten und da wirklich über die Grenzwerte rausschießen. Ist zwar nur kurzfristig, aber das ist auch schon ein guter Beitrag, um die Luftqualität in Wien zu fördern und nicht den Feinstaub beim Fenster raus zu schießen. Christine Oberdorfer Silvester die Kracher mal weglassen. Michael Kienesberger Die Kracher weglassen ist ein wirklicher Beitrag für die Luftqualität für die Wienerinnen und Wiener. Aber Luftschadstoffe können auch die Ökosysteme der Natur beeinflussen. Und bei den Krachen gibt es ja viele Faktoren, warum sie nicht. Christine Oberdorfer Warum man es besser lassen sollte. Michael Kienesberger Das neue Jahr einleiten sollten. Christine Oberdorfer Wie groß sind denn da die regionalen Unterschiede? Ist es ein großer Unterschied, ob er jetzt am Gürtel messt oder im Linzer Tiergarten? Michael Kienesberger Es gibt regionale Unterschiede und Betroffenheiten, kommt aber auf die Luftschadstoffe drauf an. Also Feinstaub messen wir mit unserem Luftmessbus direkt an der Fahrbahn am Gürtel und wir schauen uns das im Vergleich an mit einem total verkehrsfernen Standort. Da haben wir am Hermannskogel oben eine Messstation und ganz weit in der Lobau. Und durch die vielen Maßnahmen, die wir gesetzt haben, sind wir in beiden Meßpunkten auch am Gürtel unter den Grenzwerten, bei Feinstaub und auch bei Stickstoffdioxid. Michael Kienesberger Es ist ein Paradoxon. Nicht für die Wissenschaft, aber zum Beispiel Ozon wird in verkehrsnahen Situationen schneller verarbeitet zu anderen Stoffen. Das heißt, ab und zu hat man die Situation, dass in verkehrsferneren Gegenden dann die Ozonbelastung stärker ist. Das sind überall Spitzfindigkeiten, aber im Wesentlichen überall in Wien, wo wir auch verkehrsnah messen, ist die Luftqualität so, dass sie den Grenzwerten entspricht. Christine Oberdorfer Das heißt, ich muss mich, auch wenn ich am Gürtel wohne, nicht fürchten, dass ich meine Lunge schade oder mich freuen, wenn ich an der Lainzer Tiergartenmauer wohne, Dass es dort mit der Lunge besonders gut geht. Michael Kienesberger Es ist dafür gesichert, mit unseren Messstrecken und unseren Messwerten, dass die Grenzwerte eingehalten werden und die Bewohnerinnen und Bewohner in Wien überall ein gutes Leben haben. Aber unser Ziel ist, die Luftqualität noch weiter zu verbessern und da wird die Anstrengung auch kommen, die Werte zu erreichen mit der neuen Luftqualitätsrichtlinie. Aber da sind wir dran. Christine Oberdorfer Wo kann ich mich denn über aktuelle Werte informieren und wie oft werden denn die aktualisiert? Michael Kienesberger Also bei uns laufen sie in Sekundenschnelle in der Luftmesszentrale rein, aber jede Stunde wird der Bericht, den Sie auf wien.gv.at zum Luftgüterbericht stündlich abrufen. Wir schicken das auch als Datensatz an die ganze Welt raus, als Open Government Datensatz. Aber wir haben noch die Verpflichtung, das geht auch über Teletext raus. Und die, die kein Internet haben, für die haben wir sogar noch einen Tonbanddienst. Michael Kienesberger Unser Ozonics kann man auch anrufen, aber das heißt, das wird laufend aktualisiert und das müssen wir auch ans Umweltbundesamt liefern. Die machen einen nationalen Bericht und an die EU, an die Europäische Umweltagentur. Und wir fassen das für die Wienerinnen und Wiener auch zusammen in Monatsberichten und Jahresberichten. Also es ist immer genau dokumentiert, ob gute Luft in Wien ist und da haben wir sehr schöne Luftgüteberichte. Christine Oberdorfer Sehr schön. Das heißt, das Wichtigste, wenn wir jetzt sagen ein letzter Appell zu Silvester die Kracher weglassen, was kann ich noch tun auf die Schnelle, was mir leicht fällt, weniger Autofahren, mehr mit den Öffis? Michael Kienesberger Mehr mit den Öffis. Aber auch wenn man den Einfluss drauf hat, auf ein Heizsystem,zwar drauf zu schauen, dass man kein Verbrennerheizsystem hat. Da ist die Fernwärme ein wichtiger Faktor in Wien und was man für sich selber im Umfeld tun kann, ist auch auf gutes Klima und gute Luft zu achten. Und alles was für das Klima gut ist, ist auch für die gute Luft gut. Christine Oberdorfer Ein schönes Schlusswort, Vielen Dank! Michael, vielen Dank fürs Kommen und Sie die spannenden Antworten. Michael Kienesberger Danke. Silvo Gasser Zu Gast bei Christine Oberdorfer war Michael Kienesberger.