Stadt Wien Podcast
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Ein gutes Zuhause: Der Alltag einer Pflegefamilie (Folge 5 von 5)
In der letzten Folgen unseres Podcasts zum Thema Pflegeelternschaft tauchen wir in den Alltag ein. Barbara Kaufmann besucht dafür Familie Raab. Kathrin Raab war schon in Folge 3 zu Gast, sie hat eine leibliche Tochter, einen Langzeitpflegessohn und ist auch noch Krisenpflegemutter.
Gesprächspartnerin dieser Folge:
- Kathrin Raab, Pflege- und Krisenpflegemutter
- Hannes Kolar, klinischer Psychologe und Gesundheitspsychologe
- Justyna Vicovac von der Wiener Kinder- und Jugendhilfe
Wenn ihr euch vorstellen könnt, selbst Pflegekinder aufzunehmen oder ihr euch weiter zum Thema informieren wollt, ruft 01/4000-90800 oder besucht wien.gv.at/pflegeeltern .
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[00:00:05 - 00:00:06] Barbara Kaufmann
Herzlich willkommen zur fünften und letzten Folge des Podcasts der Stadt Wien zum Thema Pflegekinder. In dieser Folge soll es darum gehen, wie der Alltag als Pflegefamilie aussieht. Worauf man achten muss. Wie man Pflegefamilien begegnet. Was eine Pflegefamilie ausmacht. Dafür werden der Familie Raab zu Hause einen Besuch abstatten. Doch zuvor begrüße ich, wie auch schon in den vier Folgen davor, Ingrid Pöschmann, Sprecherin der Wiener Kinder- und Jugendhilfe.
[00:00:36 - 00:00:45] Ingrid Pöschmann
Vielen Dank Frau Kaufmann, für die herzliche Einladung zur finalen Folge dieses Podcasts.
[00:00:46 - 00:01:05] Barbara Kaufmann
Liebe Frau Pöschmann, nachdem wir nun die Eignungskriterien für Pflegeeltern besprochen haben, die Unterstützungsmöglichkeiten, die Unterschiede zwischen Krisenpflegeeltern und Langzeitpflegeeltern, kommen wir in dieser Folge zum Alltag als Pflegefamilie. Wie viele Pflegefamilien gibt es denn in Wien ungefähr?
[00:01:05 - 00:01:35] Ingrid Pöschmann
Rund neunhundert Pflegefamilien geben täglich ihr Bestes für unsere Kinder und Jugendlichen in der Stadt und an dieser Stelle möchte ich mich auch ganz herzlich bedanken für den unermüdlichen Einsatz und das Engagement unserer MA 11 Pflegeeltern.
[00:01:35 - 00:02:22] Barbara Kaufmann
Wie unterscheidet sich der Alltag einer Pflegefamilie von anderen Familien, das wird uns nun Kathrin Raab erzählen. Sie hat eine leibliche Tochter, einen Langzeitpflegessohn und ist auch noch Krisenpflegemutter. Wir haben sie zu Hause besucht.
[00:01:39 - 00:02:22] Kathrin Raab
Also ich glaube, im Grunde ist unser Familienalltag ähnlich zu einer ganz normalen Familie. Ich würde sagen, unser Familienalltag ist ein bisschen mehr strukturiert und es gibt klare Abläufe, Grenzen und ganz, ganz viel Geduld. Die Kinder, die zu uns kommen, kennen das oft gar nicht, dass sie regelmäßig was zum Essen bekommen, dass sich jetzt, wer hinsetzt mit ihnen spielt und sie fördert. Und ich glaube, das ist so der große Unterschied, was meinem Langzeitpflegesohn gut tut, aber auch den Krisenpflegekindern, dass sie einfach lernen, neue Vertrauen zu finden, Strukturen lernen. Da ist jetzt jemand, der mit mir spielt, der auch mal Stopp sagt, der mir immer was zu essen gibt. Ich glaube, das unterscheidet uns ein bisschen von anderen Familien.
[00:02:23 - 00:02:39] Barbara Kaufmann
Wenn es jedoch die ganz elementaren Dinge geht, dann gibt es kaum Unterschiede zwischen einer Pflegefamilie und anderen Familien. Sagt auch der klinische Psychologe Hannes Kolar, Leiter des Psychologischen Dienst der Wiener Kinder- und Jugendhilfe.
[00:02:40 - 00:03:34] Hannes Kolar
Es kommt darauf an, was wir unter einer klassischen Familie verstehen, aber ja, natürlich gibt es die Chancen. Es empfinden sich ganz viele als klassische Familien. Das ist überhaupt keine Frage. Da geht's eher um die Bilder, die man selbst im Kopf hat, was eine klassische Familie ist Aber man zielt ja dorthin, wo man hinmöchte, letztlich. Auch Pflegekinder würden sagen, das ist meine Mama und mein Papa, das ist ganz klar. Also Pflegemama und Pflegevater ist Mama Papa, das ist im selbstverständlich drin, das Soziale ist so stark in uns. Das ist so tief eingewurzelt. Das ist gar nicht zu hinterfragen.
Und der leibliche Aspekt, haben wir aber schon gesagt, ist auch ein ganz wichtiger Teil von mir. Mich auch selbst zu verstehen. Denn manchmal kann ich mich nur verstehen, indem ich verstehe, wie meine Eltern waren. Und kann mir dann auch vielleicht verzeihen?
[00:03:35 - 00:03:50] Barbara Kaufmann
Kathrin Raabs leibliche Tochter war sieben Jahre alt, als ihr damals 2,5 jähriger Pflegebruder in die Familie kam. Das Verhältnis zwischen den Kindern beschreibt Kathrin Raab als innig vom ersten Moment an.
[00:03:51 - 00:04:25] Kathrin Raab
Unser Pflegesohn hat eine ganz spezielle Bindung zu seiner leiblichen Schwester gehabt. Die hat relativ viel Mama Rolle übernommen. Und wie der Pflegesohn zu uns gekommen ist, hat er halt irgendwie auch ein bisschen gedacht, dass unsere leibliche Tochter jetzt zuständig ist für ihn. Und unsere leibliche Tochter hat am Anfang bei ihm geschlafen und er hat ihr immer gesagt, wenn er sich verletzt hat ist halt er zu ihr gegangen, als es mir bis er gelernt hat, dass ich die Mama bin und mein Mann der Papa und wir eigentlich da sind für das Pflaster und für das Trösten und für das Schlafen zum Beispiel.
[00:04:25 - 00:04:32] Barbara Kaufmann
Auch Eifersucht auf den kleinen Pflegebruder sei für ihre Tochter kein Thema gewesen. Im Gegenteil.
[00:04:32 - 00:04:59] Kathrin Raab
Da gibt es eine total liebe Unsere Tochter war halt ein Einzelkind und wir haben sie mal aufräumen geschickt. Und dann hat sie gesagt: Wenn ich jetzt eine Schwester oder einen Bruder hätte, der würde mir helfen. Und wir sagen so: Ja, ja, genau. Und dann war es tatsächlich so, dass unser Pflegesohn unsere leibliche Tochter so heiß geliebt hat und immer Zeit mit dir verbringen wollte, dass er ihr sogar geholfen hat aufräumen. Das hören wir heute noch.
[00:04:59 - 00:05:10] Barbara Kaufmann
Frau Pöschmann, jetzt haben wir viel gehört über die Beziehung zwischen Geschwistern. Wie sieht es denn eigentlich aus, wenn es die leiblichen Geschwister von Pflegekindern geht? Wie wird da der Kontakt aufrechterhalten?
[00:05:12 - 00:05:33] Ingrid Pöschmann
Auch dieser Kontakt ist sehr sehr wichtig für uns und die Kinder haben ein Recht darauf, ihre Geschwister zu treffen, zu sehen und mit ihnen in Beziehung zu sein. Wir schauen, was brauchen die Kinder? Was brauchen die Geschwisterkinder, was braucht das Pflegekind?
Welcher Rahmen passt für alle? Und diesen müssen wir dann auch im Sinne des Kindeswohls bereitstellen.
[00:05:34 - 00:05:51] Barbara Kaufmann
Zurück bei Kathrin Raab in ihrer Wohnung, die voller Kinderzeichnungen ist. Im Moment lebt das fünfzehnte Krisenpflegekind bei ihr, ein drei Monate altes Baby. Dass Bindung vor allem Zeit braucht, hat Kathrin Raab von ihrem Pflegesohn gelernt.
[00:05:52 - 00:06:36] Kathrin Raab
Am Anfang war es schon interessant, weil wir dann halt mal rodeln gegangen in der Nachbarschaft und wir haben das ganz ernst genommen, die ersten zwei Wochen einfach unter uns zu sein, dass der Pflegesohn uns kennenlernt und wir ihn, und wir jetzt nicht die ganze Familie einladen. Und dann hat aber die Nachbarin eine coolere Rodel gehabt. Und zack war unser Pflegesohn am Schoss von der Nachbarin mit ihr gerodelt und hat dann ein Riesentheater gemacht, weil er halt mit ihr mitgehen wollte und nicht mit uns. Das ist dann schon mal veranschaulicht: Bindung entsteht nicht vom ersten Tag, sondern es braucht einfach Zeit und Geduld. Inzwischen ist alles ganz anders, jetzt schon lange bei uns, und ist nicht mehr wegzudenken.
[00:06:37 - 00:06:51] Barbara Kaufmann
Kathrin Raab weiß, dass viele, die sich vorstellen könnten, ein Pflegekind aufzunehmen, Ängste haben. Zum Beispiel, was die Entwicklung des Kindes betrifft. Sie will Mut machen mit der Geschichte ihres eigenen Pflegesohns.
[00:06:52 - 00:07:52] Kathrin Raab
Ja, natürlich ein Pflegekind bringt schon einen Rucksack mit, weil sonst wäre es ja bei den leiblichen Eltern. Das muss einem schon bewusst sein so. Aber ich kann mich noch erinnern, als unser Pflegesohn uns vorgeschlagen wurde, hat die Sozialarbeiterin gesagt, dass er entwicklungsverzögert ist, dass nicht jedes Kind auf eine normale Schule gehen muss. Für uns war das voll okay, aber jetzt habe ich ihn angemeldet im Gymnasium. Also, man kann das nicht sagen. Manche Kinder entwickeln sich gut, manche entwickeln sich nicht so gut. Mein Pflegesohn ist super gut in der Schule sozial, braucht einfach mehr.
Da kann man ihn jetzt nicht immer vergleichen mit Gleichaltrigen, weil er hat die ersten zweieinhalb Jahre bindungstechnisch einen schwierigen Start ins Leben gehabt. Und das ist einfach so. Also da muss man einfach so ein bisschen dahinter sein. Ich sage nur immer, auch wenn mal eine schwierigere Situation ist, sage ich dann nicht, ja, das ist jetzt, weil es ein Pflegekind ist, sondern dann bin ich eher motiviert, das einfach besser in den Griff zu bekommen. Da muss man halt mehr daran arbeiten und mehr weitermachen.
[00:07:53 - 00:08:12] Barbara Kaufmann
Frau Pöschmann, Stichwort Entwicklungsverzögerung bei Pflegekindern beziehungsweise langsamere Entwicklung, die manchmal zu beobachten ist. Wie klar und transparent werden zukünftige Pflegeeltern informiert, was etwaige Beeinträchtigungen oder Krankheiten ihres Pflegekinds betrifft.
[00:08:12 - 00:09:39] Ingrid Pöschmann
Wir kommunizieren offen und transparent alle relevanten Informationen rund ums Kind. Das ist wichtig. Warum? Das ist die Grundlage für die Pflegeeltern, zu entscheiden, kann ich mir vorstellen, dieses Pflegekind auch zu übernehmen. Selbstverständlich wissen wir in der Praxis, sich Bilder verändern, dass gerade bei Entwicklungsverzögerungen oder anderen Auffälligkeiten sich vielleicht eine Häufigkeit oder auch eine Intensität einstellt, die davor noch nicht absehbar war. Dann sind natürlich alle Unterstützungsmaßnahmen notwendig, die die Wiener Kinder- und Jugendhilfe hier anbieten kann. Aber zu Beginn werden den Pflegeeltern alle Informationen zur Verfügung gestellt, die notwendig sind, eine Entscheidung zu treffen.
Kann ich mir vorstellen, dieses Kind zu übernehmen, oder nicht? Selbstverständlich versuchen wir auch den Pflegeeltern zu erklären, was bedeuten diese Diagnosen. Oder diese Zuschreibungen. Was heißt das im Alltag mit dem Kind? Was könnte da auf mich zukommen? Das ist wichtig, damit sich die Pflegeeltern auskennen. Auch dann entsprechend reagieren zu können, wenn etwas auftritt, wo sie sagen, das verstehe ich jetzt nicht, das möchte ich jetzt besprechen.
[00:09:40 - 00:09:49] Barbara Kaufmann
Inwiefern wird man dann unterstützt, wenn sich, wie sie auch selbst, gerade der Winterheim erst später zeigt, wenn das Kind älter ist, dass es gewisse Beeinträchtigungen gibt?
[00:09:50 - 00:10:40] Ingrid Pöschmann
Wir stehen hier Seite an Seite mit den Pflegeeltern, hier gemeinsam zu schauen, dass wir das Kind bestmöglich betreuen und fördern. Alle Möglichkeiten, die wir im Rahmen der Wiener Kinder- und Jugendhilfe haben, wie eine psychologische Diagnostik, Psychotherapie, spezielle Förderangebote werden wir heranziehen und mit den Pflegeeltern besprechen. Ich kann Ihnen aber sagen, dass sich Kinder oft sehr schnell erholen, dass sie viele Entwicklungsschritte auch aufholen und hier einen Weg einschlagen, wo sie in der Familie dann auch ein feines miteinander erleben und auf Hürden, die sie gegangen sind, mit dem Pflegekind dann schnell vergessen. Aber das wesentlichste ist, wir gehen diesem Weg mit ihnen gemeinsam.
[00:10:40 - 00:10:54] Barbara Kaufmann
Justyna Vicovac, die stellvertretende Leiterin des Fachbereichs Pflegekinder der MA-11, da ist aus Erfahrung, dass es manchmal neugierige Fragen an Pflegekinder geben kann, Im Kindergarten oder in der Schule.
[00:10:54 - 00:12:04] Justyna Vicovac
Ja es kann schon sein, dass nachgefragt wird. Oder dass die Pflegekinder natürlich vielleicht einen anderen Namen in der Regel. Und vielleicht wird die Frage gestellt, auch bei Kindern untereinander, warum hast du anders wie deine Mama mit dem Nachnamen? Pöschmann kann Kinder gut darauf vorbereiten, dass Kinder einfach ein Paket mitbekommen, was sage ich dann drauf, damit sie nicht irritiert sind. Wir leben in einer bunten Gesellschaft, wo es auch Kinder, die in Patchworkfamilien leben, oder vielleicht die Eltern getrennt sind. Ich glaube, das ist im Moment vielleicht ein bisschen einfacher ist, weil unsere Gesellschaft bunter ist und das ist auch gut so. Aber natürlich können Fragen gestellt werden Warum hast du jetzt zwei Familien?
Du hast eine leibliche Mama und Papa und eine Pflegemama Wichtig ist, dass man den Kindern ein Werkzeug mit auf den Weg gibt Eine gute Erklärung zu finden und zu haben gegenüber den Altersgenossen hier gut aufzutreten und selbstbewusst aufzutreten und sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.
[00:12:05 - 00:12:14] Barbara Kaufmann
Der klinische Psychologe Hannes Kolar empfiehlt mit diesen Fragen dem Kind gegenüber direkt umzugehen, ohne etwas zu verschweigen.
[00:12:14 - 00:13:04] Hannes Kolar
Also ich empfehle hier eine Offenheit, denn es ist die Lebensrealität des Kindes. Und jedes Tabu, das wir haben, wirkt in uns. Es wirkt in uns stärker, als wenn wir es aussprechen. Weil wenn wir dazu stehen dann können wir uns auch in dieser Rolle entwickeln. Sonst können wir uns in dieser Rolle nicht entwickeln. Es ist ein ganz natürlicher Zugang, dass Kinder nicht bei den leiblichen Eltern aufwachsen, sondern bei sozialen Eltern. Da gibt es nichts zu problematisieren, das ist auch evolutionär so in Ordnung.
Deswegen soll das Kind auch in dem Bewusstsein aufwachsen, dass es natürlich ein Pflegekind ist. Und das Bewusstsein kommt dann im Kindergarten.
[00:13:06 - 00:13:17] Barbara Kaufmann
Wie geht es Pflegefamilien mit diesen Fragen? Wie findet man die richtige Balance zwischen Wahrheit und Schutz für das Kind? Kathrin Raab erzählt aus der Praxis.
[00:13:18 - 00:14:40] Kathrin Raab
Ja, also, natürlich gibt es immer wieder neugierige Fragen. Es gibt auch unangenehme Fragen, zum Beispiel Eine der ersten Fragen ist immer: Hast du nicht Angst, dass das Kind wieder zurückkommt? Und das ist natürlich besonders unangenehm, wenn da neben das vierjährige Kind steht. Total unangebracht. Meistens hat er aber meine Pflegesund dann gleich gesagt: Nein, er bleibt bei Mama und Papa. Also der hat das dann einfach schon gewusst. Ich habe es für mich dann einfach mit der Zeit so gemacht, dass ich nicht jedem gesagt habe, dass es ein Pflegekind ist.
Wir gehen ganz offen mit der Situation Unser Pflegesohn weiß, dass das ein Pfleg Kind ist, dass er noch eine andere Mama und einen Papa hat. Aber ich sage jetzt nicht, der Billa-Verkäuferin und jeder Mama von der Schule, dass man in der Pflege so ein Pflegekind ist. Der Lehrerin sage ich es natürlich schon, weil einfach dann die Zusammenarbeit eine andere ist. Aber man muss das jetzt sozusagen nicht jeden auf die Nase binden. Bei uns war auch ein Thema, wie in unserer Pflegesondern in der Schule war, hat er halt dann immer öfter erzählt. Und da muss man dann schon die Kinder so ein bisschen sensibilisieren. Weil wenn das Kind erzählt: Meine Mama und mein Papa haben das und das mit mir gemacht, weiß halt nicht jeder: Okay, das ist jetzt in der leiblichen Herkunftsfamilie passiert als mit uns sozusagen.
Da muss man die Kinder dann schon auch ein bisschen sensibilisieren, was man wie erzählt und was man jetzt wem erzählt.
[00:14:41 - 00:14:50] Barbara Kaufmann
Durch offene Gespräche mit dem Pflegekind könne man viel bewirken, weiß Kathrin Raab. Auch wenn es Probleme des Kindes geht.
[00:14:51 - 00:15:40] Kathrin Raab
Natürlich kämpft er manchmal mit seinen sozialen Schwierigkeiten. Das Thema zum Beispiel, was ganz viele Pflegekinder haben, ist Essen. Dass man einfach nicht widerstehen kann, dass man einfach kein Sättigungsgefühl hat oder auch das gefallen wollen. Bei Freunden Leider öfter etwas machen, was vielleicht nicht ganz so gut ist oder ganz so gescheit war. Aber dazuzugehören, macht man einfach mit. Das ist schon ein großes Thema, wo wir versuchen, sein Selbstbewusstsein täglich zu stärken, es auch mal lernt, Nein zu sagen. Er ist, glaube ich, jetzt schon voll okay damit.
Er hat seine Geschichte aufgearbeitet mit einer Psychotherapeutin. Er hat hier seinen Platz gefunden. Er fühlt sich total uns zugehörig. Er ist nicht mehr wegzudenken. Also ich glaube, es geht ihm ganz gut.
[00:15:40 - 00:15:56] Barbara Kaufmann
Kathrin Rath ist seit vier Jahren hauptberuflich Krisenpflegemutter. Seit sieben Jahren lebt ihr Langzeitpflegesohn bei ihr. Sie kann allen, die sich überlegen, ein Pflegekind aufzunehmen, nur dazu raten, es zu tun.
[00:15:56 - 00:16:39] Kathrin Raab
Ich finde es einfach so schön, was man bei den Kindern bewirken kann, indem man einfach seine Familie öffnet für ein Pflegekind. Die Kinder, die einfach eine Familie haben, die Stabilität haben, die jeden Tag in der frühen guten Morgen bekommen von Mama oder Papa, die entwickeln sich halt gleich viel besser und da kann man so viele Sachen wieder gut machen, die die Kinder zum Beispiel in der frühen Kindheit halt nicht gelernt haben. Und das finde ich einfach wunderschön, dass wir es bei den Krisenkindern bewirken können, dass sie sich irgendwie in eine gute Richtung entwickeln und bei unserem Langzeitpflegesohn ist es einfach, wir durch unsere Familie ein stabiles Leben bieten können, dass er sich gut entwickelt.
[00:16:41 - 00:17:03] Barbara Kaufmann
Das war die fünfte und letzte Folge des Podcasts der Stadt Wien zum Thema Pflegekinder. Herzlichen Dank an unsere Expertinnen und Experten, Justyna Vicovac, Hannes Kohler und Kathrin Raab. Und natürlich möchte ich mich auch Ihnen bedanken, Frau Pöschmann, dafür, dass Sie uns doch alle fünf Folgen begleitet haben.
[00:17:03 - 00:17:07] Ingrid Pöschmann
Vielen Dank für die Möglichkeit, an diesem Podcast mitzurücken.